Aus aktuellem Anlass.

Immer, wenn Katas­tro­phen­bilder wie die aus Japan end­los im Fernse­hen laufen, gehen eini­gen Nachricht­enredak­tio­nen die Pferde durch. Irgend­wann reicht es ein­schaltquo­ten­tech­nisch nicht mehr, die puren Ereignisse zu zeigen. Zu schnell nutzt sich die Wirkung der apoka­lyp­tis­chen Bilder ab. Also muss Musik zur Unter­malung her.

Beson­ders gern wer­den dafür emo­tional rührselige Töne genutzt. „Men­scheln“ heißt das dann im Journalisten-Jargon.

In der Regel wird diese Art des »Emo-Sound­tracks« von Pri­vat­sendern bevorzugt und soll eine beson­dere Art der Anteil­nahme ver­mit­teln. Dass das meist in pen­e­tran­ten Kitsch ausartet und die Opfer eher ver­höhnt, ist zwangsläufig.

Doch dies­mal hat sich auch die Nachricht­enredak­tion eines öffentlich-rechtlichen Senders nicht lumpen lassen: Beson­ders eifrige ZDF-VJs legten am 12. März in einer Zusam­men­fas­sung der japanis­chen Ereignisse Hand an. Für ihren Trüm­mer-Kurz­film nutzten sie als kom­pat­i­blen Sound­track den pop­ulären Klas­siker des britis­chen Triphop – Kollek­tivs „Mas­sive Attack“. Der heißt „Teardrop“. Was über­setzt soviel wie „Trä­nen­tropfen“ bedeutet.

Und so explodiert im Takt des Klas­sik­ers die äußere Hülle des ersten Blocks des Atom­kraftwerks Fukushima. Danach krachen Häuser zusam­men und ver­schwinden in der Flutwelle. Zwis­chen­durch Men­schen in Verzwei­flung und Panik. Feuer in den Städten. Und zum zum Schluß dann nochmal der auseinan­der­fliegende Reaktorblock. 

Krach­bum. Was war denn das? Reich­lich zweiein­halb Minuten lief diese bizarre eletro­n­is­che Kurz-Katas­tro­phen­sym­phonie. Und man fragt sich, ob das wom­öglich ein neuer visueller Remix der Band selbst ist. Zur Verkaufs­förder­nung aus aktuellem Anlass.

Dabei gel­ten die britis­chen Eletronic-Pio­niere als aus­ge­sprochen medi­enkri­tisch. Und es nimmt Wun­der, dass von deren Man­age­ment noch keine Klage wegen Mißbrauchs ein­gere­icht wurde.

Bis heute ist der pein­liche Trüm­mer­clip noch in der ZDF-Mediathek im Inter­net zu sehen. Obwohl es schon kurz danach massen­haft Proteste gegeben hat. Doch was sagt uns  das? Auch das öffentlich – rechtliche Fernse­hen muß sich eben der pri­vaten Konkur­renz stellen. Und dabei heiligt der Zweck eben jedes Mittel.