Achtung, Ironie!

Zufall war es sicher nicht, dass am gestri­gen Faschings­di­en­stag die umstrit­tene „Kör­per­wel­ten“ – Schau in der Ausstel­lung­shalle unter­halb des Berliner Fernse­hturms eröffnet wurde.

Gegen den Wider­stand vieler Berliner Bürg­erin­nen, Bürger und Insti­tu­tio­nen hat sich das Team des selb­ster­nan­nten Medi­zin – Kün­stlers Gun­ther von Hagens vor­läu­fig durch­set­zen können.

So kann man seit dem heuti­gen Ascher­mittwoch zwanzig seiner Plas­ti­nate men­schlicher Kör­per mit schönem Schauer betra­chten. Offen­sichtlich war dieser Anfang­ster­min der Dauer­ausstel­lung iro­nisch gemeint.

Was einen Zynis­mus der ganz eige­nen Art offenbart.

Als da wären die üblichen, mit pen­e­tran­ter Bedeu­tung aufge­lade­nen posieren­den Leichen:
Mann, Frau und Kind. Eine Kle­in­fam­i­lie, insze­niert wie eine Bal­lett – Szene.

Der plas­tinierte Arschmuskel eines Skate­bor­ders ist ebenso zu bewun­dern wie eine offen­sichtlich jung ver­stor­bene Frau, die nun für immer und ewig als blond gelock­ter Engel im Raum schweben muss.
Dabei fungieren ihre hochgeklappten, fleis­ch­far­be­nen Rück­en­par­tien prak­tis­cher­weise gle­ich mal als Flügel.

Der Eso­terik hal­ber darf natür­lich auch kein einäugiges Skelett im Yog­a­sitz fehlen.
Ebenso wenig die Leiche eines durch­trainierten Ath­leten während seiner Übung an den Ringen.

Alle weit­eren men­schlichen kun­st­stof­fkon­servierten Klein – Kör­perteile kann man freilich auch in diversen Vit­ri­nen bewun­dern. Clever verse­hen mit ergänzen­den medi­zinis­chen Erläuterungen.

Zukün­ftig wird sich wohl diese visuelle Klaviatur von trans­formierten Men­schen zu humanoiden Zom­bie – Mod­els beliebig fort­set­zen. Dann unter dem viel­sagen­den Titel »Men­schen – Museum«. Na prima.

Während­dessen hält die Res­o­nanz der „Kör­per­wel­ten“ unge­brochen weltweit an.

Unter dem Man­tel der wis­senschaftlichen Aufk­lärung und Weit­er­bil­dung funk­tion­iert dieser frech aufge­blasene bizarre Medi­zinkitsch schon zwanzig Jahre lang.

Ein in jeder Hin­sicht erfol­gre­iches Geschäftsmodell.
Ganz und gar der ein­schlägi­gen His­to­rie und dem ver­meintlichen Zeit­geist verpflichtet.

Auch viele Promis finden das mit­tler­weile gut. Die wer­den auf der »Kör­per­wel­ten« – Web­seite aus­führlich zitiert.

Die Warteliste für Men­schen, die nach ihrem Tod per Kun­st­stoff – Kon­servierung aus­gestellt wer­den wollen, ist eben­falls außeror­dentlich lang. Um nicht zu sagen unre­al­is­tisch. Bei über 12.000 soll die Zahl der Bewer­ber liegen.

Die wis­sen allerd­ings noch nicht, wie sie denn zukün­ftig präsen­tiert respek­tive voyeuris­tisch zeit­los ver­hack­stückt werden.

Bekan­nter­maßen ist das ganz und gar der Phan­tasie der wis­senschaftlichen Plas­ti­na­toren überlassen.

Und da geht noch viel. Ein Schelm, wer schlechtes dabei denkt.

Also Vor­sicht, liebe ange­hende Todesnarzisten.