Alles eine Frage der Einstellung

Vor zehn Jahren wurde das kollek­tive Gedächt­nis zeit­geschichtlicher Bild­doku­mente um min­destens eine Erfahrung reicher:

Nach dem Fall Bag­dads bekam die Welt Auf­nah­men des spek­takulären Sturzes der über­großen Statue Sad­dam Hus­seins im Zen­trum der Mil­lio­nen­stadt zu sehen. Durchge­führt von den Sol­daten der US-Armee.

Bejubelt von einer großen Menge irakischer Ein­wohner. So sug­gerierten es die Bilder.
„Endlich befreit“ und ähn­liche Parolen wur­den dazu als Kom­mentare von der US-Presse für die Welt geliefert.

Dass das Ganze in Wahrheit anders ver­lief, war damals anfangs nur im Inter­net zu sehen:

Auf der Seite „indymedia.org“ wurde die Weitwinke­lauf­nahme eines Fotore­porters gepostet. Sie zeigte das­selbe Geschehen aus erhöhter Per­spek­tive und größerer Dis­tanz und rel­a­tivierte es: Zu sehen war ein kleines Grüp­pchen jubel­nder Iraker und US-Sol­daten auf einem über­wiegend leerem Platz im Herzen der Stadt, die dem Abriss der Statue applaudieren.

Ganz anders als die aus Nahdis­tanz aufgenomme­nen Bilder für die Welt­presse. Die sug­gerierten eine große Men­schen­menge und soll­ten den Stel­len­wert des Ereignisses freilich aufwerten.

Was aber nicht wirk­lich gelang. Denn Tage später gin­gen auss­chließlich die Bilder jenes spär­lichen Häufchens jubel­nder Exili­raker um die Welt.
So klärte sich die Sache.

Eben­falls um Aufk­lärung bemüht ist die Web­site „Iraqbodycount.org“:

Seit zehn Jahren wer­den dort alle zivilen Opfer des Krieges reg­istri­ert und die Umstände beschrieben. Wenn möglich.
Der aktuelle Zahlen­stand liegt im April 2013 bei 122.388 Kriegstoten.