Archiv vor Ort

Nach­dem reich­lich zwei Jahre seit der Freigabe des größten Luft­bil­darchivs des zweiten Weltkrieges vom britis­chen Nation­alarchiv für Inter­net­nutzer ver­gan­gen sind, steht nun erst­mals auch in Deutsch­land eine Daten­bank aus der­sel­ben Zeit im Netz zur Ver­fü­gung: Dabei han­delt es sich allerd­ings nicht um Luft­bil­dauf­nah­men, son­dern um Fotografien aus dem Konzen­tra­tionslager Buchen­wald bei Weimar und dessen Umfeld. Seit ver­gan­genem Fre­itag, dem 26. Jan­uar 2007, kann man im „Dig­i­talen Fotoarchiv Buchen­wald« eine Samm­lung von etwa 500 Auf­nah­men aus der Zeit des KZs per Daten­bank zur Ansicht abrufen.
Und die hat es in sich: Über ein ein­fach zu bedi­enen­des Menü gelangt man nicht nur rasch an die jew­eili­gen Bilder, son­dern erhält auch Ken­nt­nis über die Fotografen und die näheren Umstände, unter denen das entsprechende Foto ent­standen ist. Banale Freizeit­fo­tos des Lagers ste­hen in Kor­re­spon­denz zu den Auf­nah­men, die von Ange­höri­gen der amerikanis­chen Stre­itkräfte bei ihrem ersten Ein­tr­e­f­fen vor Ort gemacht wor­den sind.
So gerät man beim Suchen in ein Dic­kicht von Biografien, die sich eben nicht nur auf das bekannt-spek­takuläre des KZs beschränken.
Und Vor­sicht: Wer sich auf die Recherche der Daten­bank ein­läßt, kommt so schnell nicht wieder her­aus – er erlebt eine äußerst span­nende Verknüp­fung von Geschichten und Schick­salen, ohne dabei auch nur einer Spur von Voyeuris­mus zu ver­fallen – und genau das ist das Besondere.
Auch das schon über­stra­pazierte Schlag­wort von der „Zukunft der Erin­nerung« wird durch die intel­li­gente Syn­these von Bild­doku­ment und Infor­ma­tion in neuem Licht sicht­bar. Stellt sich doch beim Betra­chten der Bilder ein Gefühl unmit­tel­barer Authen­tiz­ität ein – man glaubt fast, Teil der dama­li­gen Ereignisse zu sein. Ein groteskes Phänomen.
Akribisch genau recher­chierte Holm Kirsten, wis­senschaftliche Mitar­beiter der Gedenkstätte, für dieses Pro­jekt weltweit in ver­schieden­sten Archiven. Finanziert wurde es von der „Deutschen Forschungs­ge­sellschaft«. Glück­wun­sch. Es geht auch anders – endlich mal eine gute Nachricht aus der Region, die auch über­re­gional wahrgenom­men wird. Und das nur zurecht.