Der diskrete Charme

…der thüringis­chen Kle­in­stadt an der Ilm treibt in diesen Tagen erneut ganz beson­dere Stil­blüten: Gemeint ist freilich die End­los-Diskus­sion um den Stan­dort des zukün­fti­gen Bauhaus-Muse­ums in Weimar. Es will und will nicht klappen.

Dabei läuft die Zeit mit jedem Tag davon. Denn bekan­ntlich stellt der Bund die beträchtliche Summe von 25 Mil­lio­nen Euro für den Neubau des Muse­ums zur Ver­fü­gung. Die haben allerd­ings ein tem­poräres Verfallsdatum.

Und so nimmt es um so mehr Wun­der, dass bisher keine Eini­gung erzielt wer­den kon­nte. Da reiben sich die Direk­toren der anderen Bauhaus ‑Stan­dorte in Dessau und Berlin ver­wun­dert die Augen über der­ar­tige Entsch­iedungs­ferne. Eigentlich zum kich­ern, wenn es nicht so ernst wäre.

So fes­tigt Weimar seinen Ruf als Hort konzep­tioneller Schild­bürger ‑Men­tal­ität.
Und ger­ade die jüng­ste Tra­di­tion kann sich sehen lassen: Von der drei­jähri­gen Schließung des Stadt­mu­se­ums bis hin zum Verkauf des Hauses der Frau von Stein an den Königlichen Kun­stzirkel Barcelona. Selbst da sind kein­er­lei Aktiv­itäten spür­bar. Nir­gends eine Sala­tor Dali ‑Kopie in Sicht.

Doch vielle­icht ist das schon Teil des Konzepts. Gelebter Sur­re­al­is­mus, welcher an ein Werk des großen spanis­chen Regis­seurs Luis Buñuel erin­nert: In seinem Film „Der diskrete Charme der Bour­geosie“ ver­sucht eine gut­bürg­er­liche Fam­i­lie verge­blich, sich zum Aben­dessen zu tre­f­fen. Bizarre Zwis­chen­fälle vere­it­eln jedes mal die Angele­gen­heit: Ein­mal wird der Ter­min schlicht vergessen, ein ander­mal ist die Fam­i­lie unfrei­willig Akteur eines The­ater­stücks. Dann stirbt plöt­zlich der Restau­rantbe­sitzer, und schließlich kom­men Ter­ror­is­ten dazwis­chen. Am Ende laufen die Akteure wort­los eine Strasse ent­lang und blicken in die Ferne.

So kann man auch das Nichts insze­nieren. Doch Weimar lebt die Angele­gen­heit. Wir sind nicht im Film. Aber offen­sichtlich Teil eines Pro­jekts. Wir wis­sen es nur noch nicht. Näch­ster Ter­min für die bürg­er­nahe Stan­dort-Diskus­sion ist über­mor­gen, der fün­fte März, 20.00 Uhr. Ort: Das Rei­thaus. Prima Mate­r­ial für Schlazeilen im über­re­gionalen Feuilleton.

Dies­mal ganz ohne Stre­it­ereien um Authen­tiz­ität oder Echtheit eines Werks. Das muss erst­mal jemand nach machen. 
Denn alle Akteuere sind realer, als man sich vorzustellen wagt.