Junge an Nähmaschine

An einer Hauswand der ein Pfund Ster­ling – Laden­kette „Pound­land“ im Nor­den Lon­dons prangt seit Som­mer 2012 eine Sch­ablo­nen­graf­fity. Sie heißt „Sklave­nar­beit“ und zeigt einen Jun­gen, der an einer Näh­mas­chine mehrere kleine Junion Jacks zu einer Fah­nen­kette zusam­men näht.

Ein kri­tis­cher Bild­kom­men­tar zu den Kon­se­quen­zen von Bil­lig – Märkten.
Aber wohl auch zu den Aktiv­itäten der anste­hen­den Olymp­is­chen Sommerspiele.

Es han­delt sich dabei um eine Arbeit des anonym agieren­den Street – Art Kün­stlers Namens „Banksy“. Seit über zehn Jahren reagiert er mit seinen markan­ten Graf­fi­tys auf die Sit­u­a­tion eines Ortes und hat es zu Wel­truhm gebracht. Fast per Selbstläufer.

Banksy ist Kult gewor­den. Nicht durch seinen Namen – den immer noch keiner kennt. Son­dern durch seine Wandw­erke und vor allem die medi­alen Reak­tio­nen darauf.

Auch der inter­na­tionale Kun­st­markt hat reagiert und veräußert seine Werke mit­tler­weile wie Fetis­che. Was wiederum die Sit­u­a­tion besagter Kinder­sklaven – Arbeiter – Graf­fity erklärt:

Denn seit eini­gen Wochen fehlt sie plöt­zlich an der Wand der Bil­lig­markt – Kette. Sie wurde akribisch ent­fernt und tauchte kurz darauf auf einer Kun­stauk­tion in Miami / USA auf.

Als das bekannt wurde, demon­stri­erten die Ein­wohner des Lon­doner Stadt­teils für die Rück­fuhr des Werkes an seinen ursprünglichen Platz. Street ‑Art sollte nicht in pri­vate Samm­ler­hände gelangen.

So musste auf den medi­alen Druck der Öffentlichkeit besagte Auk­tion abge­sagt wer­den. Jetzt wird freilich gestrit­ten, wem nun eigentlich Street-Art Werke gehören. Klare Antwort: Selb­stver­ständlich der Öffentlichkeit.

So kann es auch mal kommen: 
Das Pub­likum ist zum Akteur gewor­den und hat gle­ich mal den feu­dal­is­tis­chen Kun­st­markt unter­laufen. Das ist mehr als ein Novum.

Fast ist man geneigt, den pen­e­tran­ten Spruch „Kunst gehört dem Volk“ zu zitieren.

Vielle­icht kön­nte dieses Beispiel sogen­nater „Kom­mu­nika­tion­s­gueril­lia“ zu einer neuen Kun­strich­tung des 21. Jahrhun­derts avancieren.

Fehlt nur noch ein Ausstel­lungsku­ra­tor, der das dann am richti­gen Platz zum richti­gen Zeit­punkt massen­wirk­sam verkündet.