Lichteinfall

Wer kennt das nicht: Das selbst gemachte Urlaub­s­foto ist viel zu hell gewor­den. Trotz genauer Belich­tung und Entwicklung.

Freilich schlicht ärg­er­lich. Die lieben Fre­unde oder Ver­wandten sind nur noch schemen­haft oder gar nicht mehr zu erken­nen. Der ganze Aufwand umsonst. Frustrierend.

Der Grund für den Fehler lag im Sys­tem: Soge­nan­ntes „Fremdlicht“ war für die Sache ver­ant­wortlich. Damit beze­ich­net die analoge Foto – Fach­sprache einen stören­den Lichte­in­fall während der eigentlichen Auf­nahme. Aus­gelöst wurde sowas durch ein undichtes Gehäuse des Fotoap­pa­rates oder der Spule, in welcher sich der Film befand.

Und eben das hatte dann die fies überblende­ten Bilder zur Folge. Sahen einige Par­tien dieser Fotos in der Mitte noch „nor­mal“ aus, waren sie nach den Rän­dern hin ganz hell und fast weiß. Meist schmiss man sowas weg. Manch­mal aber gab das einen schö­nen Effekt und passte sogar irgend­wie zum Foto. Oder es war das einzig vorhan­dene Motiv.

Auch nutzte der beson­ders wilde Foto-Exper­i­men­ta­tor diesen Umstand zur Auf­besserung seiner Bilder. „Par­tielle Aufhel­lung“ hieß das dann und war allerd­ings beson­ders schwer zu machen.

In allen Fällen jedoch wur­den diese Licht­fehler – Fotos aufge­hoben. Aus eben jenen Grün­den der Einzi­gar­tigkeit. Und gelangten so in die »Fotothek« nach Weimar.

Diesem Phänomen wid­met sich nun ihr aktuelles Pro­jekt: Unter dem Titel „Ein­fall – es ereignet sich augen­blick­lich“ stellt Laden­in­hab­erin Anke Heele­mann solche Bilder ihres Archivs vor und macht das Ereig­nis auch greif­bar. Als ein sich ständig verän­dern­der Prozess:

So kann man in dieser Ausstel­lung mehrere über­lichtete Uralub­s­fo­tos via Over­head – Pro­jek­tion sel­ber neu zusam­men­fü­gen. Eine span­nende Sache. Die Besucher wer­den zu Gestal­tern eigener Bilder­wel­ten. Mit anderen Worten: Mach aus Fehler­bildern unbekan­nter Men­schen Deine eigenes Freizeit – Foto – Puz­zle. Ganz ana­log. Ohne arm­seliger Sklave der Tech­nik zu wer­den. Das hat doch was und ist noch dazu visuell – philosophisch, wie der Pro­jek­t­text verrät:

„Der Beobachter ergänzt, pro­jiziert und imag­iniert – er füllt die Leer­stellen und bildet neue Geschichten durch das Exper­i­men­tieren mit Bild­fehlern und wird somit selbst Teil dieser inter­ak­tiven Raumsituation.“

Besagte Ausstel­lung ist vom 26. Novem­ber bis  22. Dezem­ber im „beta­haus“ Berlin in der Prinzessin­nen­straße 19 – 20 zu sehen.
Immer Mon­tag bis Fre­itag von 09.00 Uhr bis 19.00 Uhr.