Logische Konsequenz

Auch der Weimarer Kün­stler Benedikt Braun wurde von der Klas­sik­s­tiftung Weimar ein­ge­laden, sich mit Werk und Per­son des Archäolo­gen Johann Joachim Winkel­manns auseinan­der zu set­zen. Ein State­ment des selb­ster­nan­nten ultra­freien Kün­stlers lautet wie folgt:
„Winck­el­manns Kun­st­be­griff kann ich nicht teilen. Kunst hat für mich keine Auf­gabe. Kunst ist Kunst. Wie auch immer. Humor kann mich zuweilen bei Kunst­werken ansprechen. Auch Ver­drehun­gen, Irri­ta­tio­nen, Invertierun­gen, Ober­flächen und Tiefen machen für mich Kunst­werke interessant.“

Nach entsprechen­der Recherche zwecks Schär­fung seines Winck­el­mann – Bildes ist Braun dann zu fol­gen­dem Schluss gekom­men: Hin­ter der Winck­el­mannschen Formel von „edler Ein­falt und stiller Größe“ ver­birgt sich nichts weiter als hin­ter­gründig aus­gelebte Homosexualität.
Genau dafür mussten die männlichen Helden – und Göt­ter­stat­uen der Antike her­hal­ten. Alles nur Vor­wand unter dem Etikett des ide­alen schö­nen Scheins. Oder, mit Braun­schen Worten: Schwule Griechen eben.
Als logis­che Kon­se­quenz sind nun zwei hochfor­matige schwarzweiße Sil­hou­et­ten­bilder entstanden.
Jew­eils 110 cm x 80 cm. Die sehen im ersten Augen­blick irri­tierend und recht bru­tal aus. Wie rät­sel­hafte Geschosse oder der­gle­ichen. Aber sie zeigen nichts anderes als stark ver­größerte Abbil­dun­gen soge­nan­nter Anal drops. Gemein­hin auch als Arschstöpsel bekannt. Ordinäres Sexspielzeug also.
Ich sehe was, was Du nicht siehst“ nennt Braun seine Bilder.
Damit bringt er die Winck­el­mannsche Schön­heits­for­mal durchtrieben auf den Punkt. Hin­ter der Kulisse ide­al­isierter Schön­heit kann man die toll­sten Dinge treiben. In alle Rich­tun­gen. Siehe Winckelmann.

Selb­stver­ständlich ist das frech und gemein.
Aber nur im ersten Moment. Denn im zweiten kann es einen Freiraum für ganz andere Vorstel­lun­gen ver­meintlich ide­aler Schön­heit schaffen.

Zusam­menge­fasst: Die min­i­mal­is­tis­che Form des gemeinen Arschstöpsels kann dur­chaus inspiri­eren­der sein als die eines feinen antiken Frauen – oder Männerkörpers.
Alles eine Frage der Vorstel­lungskraft. Den Rest erledigt die massen­haffte visuelle Verbreitung.
So ein­fach kann das manch­mal sein.