Morph You!

Erin­nern wir uns: Mitte der neun­ziger Jahre des let­zten Jahrhun­derts  war es noch weni­gen sehr gut betuchten Com­put­er­f­reaks und Kün­stlern vor­be­hal­ten: Das Verän­dern der Fotos men­schlicher Kör­per und Gesicht­szüge mit­tels Bild­bear­beitungssoft­ware im Com­puter – in der Fach­sprache „Mor­ph­ing“, zu deutsch „Gestaltwech­sel“, genannt.
Dieser „Vor­sprung durch Tech­nik“ wurde freilich zur erfol­gsori­en­tierten beru­flichen Pro­fil­ierung genutzt, und so tauchten plöt­zlich dig­i­tal­isierte men­schliche Flach­ware-Zom­bies vor unseren Augen auf:

Visuelle Mix­turen, beste­hend aus dem Kopf eines Mannes, der mit Kör­per oder Glied­maßen eines eines Kleinkindes oder einer Frau gener­iert wurde und umgekehrt. Oder men­schliche Porträts, denen die Augen her­aus­gerech­net wur­den, so daß sie zu anony­men Wesen mutierten – der noch der intel­li­gen­teste Ver­weis auf zukün­ftige optis­che Uni­for­mität und buch­stäbliche Gesichtlosigkeit.

Was damals noch bisweilen als kreative Pio­nier­leis­tung galt, ist heute dank preiswerter und leicht zu bedi­enen­der Tech­nik All­ge­meingut geworden.
Und so kam es, wie es kom­men mußte: Optis­che Misch-Klone der aller­fe­in­sten Art treiben nun Ihr Unwe­sen. In diversen Inter­net-Com­mu­ni­ties kann man auch seine eige­nen Kreatio­nen oder besser Com­pos­ings im Wet­tbe­werb mit den anderen zur Schau stellen: www.worth1000.com ist eine davon. Und eben dort gibt es die Rubrik „Ulti­mate Celebri­ties“, also berühmte Schauspieler/Innen, welche ausseror­dentlich biz­zar gemor­phte Promi-Mix­turen präsentieren:
So besteht ein Porträt aus den Haaren von Jes­sica Alba, dem Kör­per von Jen­nifer Lopez, dem Gesicht von Angelina Jolie und – den Augen von Halle Berry. Diese Reihe setzt sich freilich auch mit den Namen beliebig
fort: Angelina Berry, Jen­nifer Mendez, Fer­galie Jos­ton, Cindy Bel­lucci, Mon­ica Craw­ford, Eva Richards, Denise Theron und so weiter. Und auch die männlichen Kol­le­gen wie Brad Depp, Johnny Pitt, Kiefer Bald­win oder Lawrence Suther­land fehlen nicht.
Doch was ide­al­isierte Schön­heit gener­ieren will, gerät ins glatte Gegenteil:
Her­aus­gekom­men sind Promi-Zom­bies, bei deren Anblick auch der hart­ge­sot­ten­ste Filmkon­sument schon mal ins Schaud­ern gerät. Solche Wesen kön­nten prima im näch­sten Hor­ror­film mit­spie­len, dessen Geschichte nicht vom Untoten Graf Drac­ula und seinen Gespielin­nen han­delt, son­dern von der des Schön­heits-Chirur­gen Franz und seinen Patientinnen.
Ein klas­sis­ches B‑Movie also, und ger­ade deshalb gut.