Revolutionslametta

Spätestens 29 Jahre nach der friedlichen Rev­o­lu­tion in der dama­li­gen DDR ist das Jubiläum nun vol­lends im Frei­heitspathos veren­det. Freilich wird dabei stets auch der Fall des antifaschis­tis­chen Schutzwalls sprich der Berliner Mauer durchgenom­men. In allen Medien hagelt es dann Ausstel­lun­gen, Ver­anstal­tun­gen und filmis­che Beiträge unter­schiedlich­ster Couleur. Ein bunter medi­aler Strauß aus roman­tisieren­der Erin­nerung und verge­gen­wär­tigter Erfahrung. Wobei manche Ver­anstal­ter die Sache schlicht zur eige­nen Selb­st­darstel­lung mit­tels Aufk­lärung nutzten. Im Grunde ist dage­gen auch nichts einzuwenden.
Allerd­ings wird die Angele­gen­heit dann wider­sinnnig, wenn sie ordinär gecovert und für ganz andere Zwecke instru­men­tal­isiert wird.
So wird der wohl berühmteste Slo­gan „Wir sind das Volk!“ schon seit Jahren auf den Pegida – Demon­stra­tio­nen in Dres­den und ander­swo skandiert. Offen­sichtlich mit dem Zweck, eine ver­meintliche Umbruch­si­t­u­a­tion gle­ich jener des Novem­bers 1989 zu markieren. Um sich endlich von der Mei­n­ungs­dik­tatur der staatlich gelenk­ten Medien zu befreien. Und um selb­stver­ständlich gegen die Über­frem­dung des Abend­lands durch Flüchtlinge ein State­ment zu set­zten und so weiter.
Freilich ist das schrill und ver­biegt mutwillig his­torische Zusammenhänge.
Und gle­icher­maßen ver­höhnt es so viele, die im Novem­ber 1989 auf den Straßen im Osten Deutsch­lands Ihre Bürg­er­rechte einforderten.
Damals allerd­ings war das noch extrem riskant. Heute kostet es nix, wenn
jene erstrit­tene Mei­n­ungs­frei­heit wörtlich genom­men und der verkleinerte
Dummy eines regieren­den Min­is­ters am trag­baren Holz­gal­gen baumelnd
zur Demon­stra­tion vorge­führt wird. Skandiert von bizarr heimat­tümel­nden Parolen. Doch Obacht. Eines sollte dabei immer glasklar sein:
Für jene besorgten Bürger/innen sind selbst die Gel­ben Seiten des Branchen­buchs nichts anderes als geme­in­ste Lügenpresse. 
Da helfen schon längst keine Aluhüte mehr.