Selbstständige Marktwirtschaft

Was das ist und wie das geht, kann fol­gen­der­maßenbeschrieben wer­den: Der Park­platzwächter des Lon­don Bris­tol Zoos  war ein sehr fre­undlicher, sym­pa­tis­cher älterer Mann. Bek­lei­det mit Jeans, Poloshirt und blauer Base­cap kassierte er seit 25 Jahren die fäl­li­gen Gebühren am Drehkreuz des Park­platzes: Für ein Auto umgerech­net 1,40 €, für einen Reise­bus 7,00 €.

Eines Tages war der Kassierer ver­schwun­den. Offen­sichtlich war er in Rente gegangen.

So wandte sich die Geschäft­sleitung des Zoos an die Stadtver­wal­tung und bat um eine Ersatzper­son. Die Stadtver­wal­tung recher­chierte und antwortete, dass die Ver­ant­wor­tung des Park­platzes beim Zoo selbst liegt.

Die Geschäft­sleitung des Zoos erwiderte, dass der Kassierer ein städtis­cher Angestell­ter sei. Daraufhin antwortete die Stadtver­wal­tung, dass dieser Mann niemals in Ihrem Dien­ste war und demzu­folge auch kein Geld in die Stadtkasse abge­führt wurde.

Mit anderen Worten: Es gab einen Mann, der vor 25 Jahren ein Drehkreuz am Park­platz vor dem Zoo instal­lierte und ein­fach begann, jeden Tag zu kom­men und die Parkge­bühren für sich zu kassieren.

Die Besucher­fre­quenz des Zoos war offen­sichtlich recht gut. So beliefen sich die Ein­nah­men nach behördlicher Abschätzung auf ca. 560,- € pro Tag. Und das 25 Jahre lang. Davon aus­ge­hend, dass er auch noch 7 Tage die Woche ohne nen­nenswerte Unter­brechung gear­beitet hat, hat er unge­fähr eine Summe von reich­lich 5 Mil­lio­nen Euro kassiert.

Beschriebener Vor­gang ist nun schon zwei Jahre alt.
Und bis heute weiß immer noch nie­mand den Namen des Mannes.
Ein anonymer Mil­lionär. Und ein klas­sis­ches Beispiel wörtlich genommener Mark­twirtschaft. Das kön­nte in Zukunft Schule machen.