Viele bunte Bälle

Betritt man in diesen Tagen die Räume der hiesi­gen ACC – Galerie,
dürfte das nicht ganz ein­fach sein.
Denn der Boden einiger Gänge und Räume wurde flächen­deck­end mit kleinen bun­ten Kun­st­stoff­bällen aus­gelegt. Die messen im Durchmesser 4cm und sind ver­hält­nis­mäßig elastisch. So ist denn der Besucher gezwun­gen, sich seinen Weg zwis­chen den kleinen grü­nen, gel­ben, blauen und roten Objek­ten zu bahnen.
Ein Bal­anceakt, der vom Kün­stler mutwillig her­bei geführt wurde.
Klar ist das irgend­wie gemein. Aber man stakst man tapfer durch das lustig anzuse­hende Meer und betra­chtet einige Sim­u­la­tio­nen, die sich eben­falls mit besagten Bällen auseinan­der­set­zen. Dabei fühlt man sich ein biss­chen ins Smore­land – Bälle­bad eines bekan­nten schwedis­chen Möbelkonz­erns versetzt.
Aus­gedacht hat sich das der tech­nikaffine bel­gis­che Kün­stler Lodewijk Heylen. Doch nur lustig und sin­n­frei ist seine Sache natür­lich nicht. Sie ist vielmehr Resul­tat eines Koop­er­a­tionspro­jekts mit der hiesi­gen Bauhaus – Uni­ver­sität. Das nennt sich kryp­tisch „Mean­der­ing Through Space – Seminar“.
Der Ausstel­lung­s­text erk­lärt das wie folgt:
„Über den Zeitraum eines Semes­ters unter­suchte der Kurs die Beziehung zwis­chen com­put­er­isierter und exis­ten­tieller Wahrnehmung von Räum­lichkeit und Bewe­gung. Ein Sys­tem poly­chromer Bälle bewegt sich wie Atome, bee­in­flusst durch die Schritte der Galeriebesucher.“
Durch viele Schritte löst sich die ursprüngliche Far­bor­d­nung besagter Bälle in einem visuellen Chaos auf. Dahin ist die Ordnung.
Und weiter: „Die Bälle füllen den Boden der Galerie, Kol­li­sio­nen sind unver­mei­d­bar und Galeriebe­sucher wer­den schließlich zu Kom­plizen des Sys­tems, in dem sie sich bewe­gen. Zusät­zlich zu diesen unfrei­willi­gen Inter­ak­tio­nen haben die Besucher den Auf­trag, ein­fachen Regeln zur Wieder­her­stel­lung der Ord­nung zu fol­gen, die gle­ichzeitig zu mehr Chaos durch die Bewe­gung durch die Masse führen… Die Sim­u­la­tio­nen demon­stri­eren sowohl Korrelationen
als auch Absur­ditäten im Bere­ich zwis­chen analoger und virtueller Welt und stellen somit eine abstrakte Par­al­lele zur Bälle – Instal­la­tion dar.“

So wird man wird Teil eines ziem­lich durchtriebe­nen Spiels, das sich zwis­chen Albern­heit, Geschick­lichkeit und Sim­u­la­tion bewegt. Eine ganz wun­der­bare Lia­son zwis­chen Kunst und Technik.

Und genau das ist außeror­dentlich spannend.
Wenn, ja wenn man sich denn darauf einlässt.
Lodewijk Heylens Pro­jekt ist Teil der Ausstel­lung „True Lies. Die echte Lust am Falschen“.
Sie ist bis zum 07. Mai in der ACC Galerie Weimar zu sehen.