Völker, hört die Signale

Bis zum 04. Mai 2018 ver­hüllte ein weiße Kun­st­stoff­folie die Bronze – Skulp­tur des

Trier_Germany_May 5th_2018 / 10.15 a.m.

Philosophen Karl Marx auf dem Sime­on­s­tift­splatz in Trier.
Stun­den später wurde jene Ver­hül­lung sym­bol­trächtig gegen eine leuch­t­end rote ausgetauscht.
In Vor­bere­itung auf die feier­liche Enthül­lung des umstrit­te­nen Denkmals. Ein Geschenk der Volkre­pub­lik China an die Stadt. Freilich sah das wie eine Arbeit des Ver­pack­ungskün­stlers Christo im Volks­for­mat aus. Oder ein 4,50 Meter hoher entzün­de­ter Phallus.
Am 05. Mai war es dann soweit. Der mehrstu­fig gesicherte Platz war flächen­deck­end mit Pub­likum und Medi­en­vertretern gefüllt. Einer Zeitkapsel entron­nen tauchte ein gespen­stis­cher Demon­stra­tionszug der DKP auf. Massen­haft wur­den große rote Fah­nen geschwenkt. Auf denen die Köpfe der ehe­mals führen­den Granden der kom­mu­nis­tis­chen Welt­be­we­gung zu sehen waren. Kom­pat­i­ble Losun­gen und Arbeit­er­lieder erklangen.
Die Szenerie wirkte wie eine Mai – Demo aus DDR – Zeiten. Allerd­ings ohne die Kon­ter­feis der dama­li­gen polit – Führer. Ein pein­liches Déjà vu, welches auch nicht von den anschließen­den Reden wegge­tex­tet wer­den kon­nte. Da halfen weder ein rez­i­tiertes Gedicht des berühmten Hein­rich Heine noch die aufk­lären­den Worte des Tri­erer Ober­bürg­er­meis­ters und seiner Ministerpräsidentin.
Konkreter wur­den dann schon zwei Chi­ne­sis­che Poli­tiker und der Schöpfer des Marx – Mon­u­ments, Wu Weishan.
Denn die beschworen nicht nur die kon­ge­niale zeit­genös­sis­che Umset­zung der Marx‘schen The­o­rie in ihrem Land. Son­dern auch die zusam­menwach­sende Deutsch – Chi­ne­sis­che Fre­und­schaft. Inbe­grif­fen ihrer unendlichen Mühen für den Welt­frieden zum wirtschaftliche Nutzen aller und so weiter.
Mehr Pathos war nicht zu machen. Hätte man es nicht besser gewusst, wäh­nte man sich spätestens nun voll­ständig in einer Zeitschleife des ehe­ma­li­gen sozial­is­tis­chen Lagers. Gefan­gen im hohlen Pathos verord­neter inter­na­tionaler Arbeiterbewegung.
Eine bizarre Sit­u­a­tion, die nach der Enthül­lung des Denkmals ihren Höhep­unkt fand.
Denn nun posierten alle benutzerdefinierten Sym­pa­thisan­ten­grup­pen mit roten Fah­nen vor ihrem neuen Fetisch.
Auf einer war denn auch das berüchtigt­ste Vier­erges­pann der 1950iger Jahre auszu­machen: Marx, Engels, Lenin und selb­stver­ständlich Stalin. Präsen­tiert von Ange­höri­gen der „Partei der Arbeit“.

So hat sich die Geburtsstadt des welt­berühmten Philosophen ein zün­ftiges pro­pa­gan­dis­tis­ches Tro­janis­ches Pferd ins Haus geholt.

Die Alter­na­tive eines Wet­tbe­werbs für Kunst im öffentlichen Raum wäre klar die bessere gewesen.
Alber nicht annäh­ernd so massenwirksam.