Vom Fuchsbau zur Eisbahn

Vom 22. Novem­ber 2016 bis zum 07. Jan­uar 2017 kön­nen Besucher und Bürger Weimars erneut auf dem The­ater­platz Schlittschuh laufen. Rund um das Denkmal des Dichter­paares. Und der Platz soll dem Ganzen wieder eine prima roman­tis­che Kulisse liefern. Trotz akutem Schneemangels.
„Weimar On Ice“ heißt das dann. Unter­ti­tel auf der kom­pat­i­blen Web­site: „Das Eis­spek­takel für die ganze Fam­i­lie“. „Jeden Fre­itag ab 19.00 Uhr Eis­disco mit DJ´s aus der Region.
Ganz anders als im Som­mer 2014. Denn da war das Dich­ter­denkmal von einer Bret­ter­bühne umgeben. Sper­rig sah das aus. Passte aber ganz wun­der­bar zur kom­pat­i­blen Insze­nierung „Reineke Fuchs“.
Und über­haupt hat der The­ater­platz als orig­inärer Aktion­sort seine ganz eigene Geschichte. Seit der Grün­dung der Weimarer Repub­lik wurde er sym­bol­isch für markante his­torische Ereignisse unter­schiedlich­ster Couleur genutzt.
Von der Bücherver­bren­nung der NS – Zeit bis hin zur größten Kundge­bung während der friedlichen Rev­o­lu­tion im Novem­ber 1989. Flankiert von vie­len kleineren absur­den Aktio­nen. So wurde der Platz im April 1992 zum Auf­be­wahrung­sort für aus­rang­ierte „Nicht umstel­lungswürdige Gash­erde“ aus DDR – Zeiten.
Stu­den­ten hat­ten damals etwa 30 dieser Herde über Nacht auf dem Platz drapiert. Exakt dem Raster der Boden­plat­ten fol­gend. Ein unge­mein irri­tieren­der Anblick, der die dama­lige Umbruch – Sit­u­a­tion auf den Punkt brachte.
Und selb­stver­ständlich wurde auch das Dich­ter­denkmal gern kom­pat­i­bel verändert:
Wahlweise beka­men die Köpfe diverse Körbe oder Tücher auf ihre Häupter gestülpt, mal hiel­ten sie eine aufge­blasene Riesen­banane in Ihren Hän­den. Oder eben das berühmte Schild „Wir bleiben Hier“ im besagten Novem­ber 1989. Beson­ders wirkungsvoll war das immer dann, wenn die Sache von feiner Ironie begleitet war.
Vor eini­gen Jahren wurde das Denkmal pro­vi­sorisch um den Kopf des Kom­pon­is­ten Franz Liszt erweit­ert. Oben rum, wenn man so will. Am 20. Juni 2015 hat­ten Unbekan­nte in den frühen Morgenstunden
zer­mah­lene Holzkohle auf dem The­ater­platz aus­geschüt­tet. Flächen­deck­end um das Denkmal herum, punk­t­ge­nau zum Welt­flüchtlingstag. Aus Protest gegen die inhu­mane Flüchtlingspoli­tik der EU.
So gese­hen ist die Nutzung dieses zen­tralen Ortes nur folgerichtig.

Für den Fall, dass einige Schlittschuhläufer/innen ver­misst wer­den, sind sie vielle­icht von der Zeitschleife des Denkmals aufge­so­gen wor­den. Obacht!