Vom Luftbild zum Tischtuch

Reich­lich 20 Per­so­nen ste­hen vor dem Atrium in Weimar und betra­chten einen großen Tisch, der mit einer Plane der beson­deren Art bedeckt ist. Sie zeigt die far­big aus­ge­druckte Luftauf­nahme ihres gegen­wär­ti­gen Stan­dorts: Die Jakob­svorstadt inklu­sive Stu­den­ten­wohn­heim „Langer Jakob“, das ehe­ma­lige Gau­fo­rum, das Neue Museum und die Bau­grube des zukün­fti­gen neuen Bauhaus – Museums.

So beginnt der geführte Stadtspazier­gang durch Weimars gegen­sät­zlich­stes Quartier.
Zum drit­ten mal in Folge zele­bri­eren Schaus­pieler Markus Fen­nert und zwei Assis­tentin­nen Teile der Stadthis­to­rie für ein kleines, aber spezielles Pub­likum. Erneut unter der Regie von Kün­st­lerin Anke Heele­mann. Bekannt als Inhab­erin der örtlichen Fotothek, dem „Fachgeschäft für vergessene Privatfotografien“.

Auch dieses Jahr ist sich die Kün­st­lerin ihrer ganz eige­nen Art der per­for­ma­tiven Verknüp­fung von Stadthis­to­rie und Pri­vat­geschichten mit­tels spon­tan – Instal­la­tion treu geblieben:
Während der Schaus­pieler über ein ehe­ma­liges Bor­dell am alten Jakob­svier­tel referiert, dreht beiläu­fig ein weißer Mini Pick – up seine Run­den. Auf seiner Lade­fläche ist der Großbuch­stabe „M“ auszu­machen. Ein mobil verge­gen­ständlichtes Zitat des Präsi­den­ten der Klas­sik Stiftung. Der verkün­dete kür­zlich: Wenn man Weimar so richtig durch­schüt­tle, würde die Mod­erne draus wer­den. Und so wurde aus dem Weimar – W das Weimar – M.

Und jener große Schaum­stoff – Buch­stabe mit­ge­führter Bestandteil der Stadt­wan­derer – Gesellschaft in den Raum – Labyrinthen des Atri­ums, der Tief­garage und den Gän­gen des Lan­desver­wal­tungsamtes. His­torische Fotografien im For­mat 30 x 40 cm illus­tri­eren die Geschichten um die ehe­ma­lige „Halle der Volks­ge­mein­schaft“ , die ehe­ma­lige „Fach­schule für Staatswis­senschaft“ ein­schließlich Kinosaal. Der wirkt wie eine geöffnete Zeitkapsel aus den 1950 iger Jahren, inklu­sive Geruch. Später wird das Stu­den­ten­wohn­heim am Jakob mit­tels ver­tikal aufgeklappten großem Foto – Lep­orello lebendig. Erneut von Kurzgeschichten umrankt. Über eine durchtrieben geführte Route gelangt die Gruppe ins Innere des Neuen Muse­ums und am Ende zum neuesten Teil des zukün­fti­gen „Quartiers der Mod­erne“: Der Baustelle des Neuen Bauhaus – Museums.

Nach zwei Stun­den findet eine unge­mein aufwendig recher­chierte Tour ihren Abschluss. Min­destens ebenso aufwendig sind jene kleinen objek­thaften Inter­ven­tio­nen, welche eine wun­der­bar beiläu­fige Ironie der Wahrnehmung erzeu­gen. So wird auch dieses Jahr ein Stadtspazier­gang zur Performance.
Und genau das ist das Besondere.

Die näch­sten Auf­führun­gen am Fre­itag, Sam­stags und Son­ntag begin­nen jew­eils 15.00 Uhr. Bis zum Son­ntag, dem 02. 09. 2018.