Vorsicht Lügenbusse!

Noch bis Anfang April 2017 sollen drei im Hochkant aufgestellte Busse an den Krieg in Syrien erin­nern. Der deutsch – syrische Kün­stler Manaf Hal­bouni hat sie in Dres­den auf dem Platz vor der Frauenkirche instal­lieren lassen. Busse in dieser Auf­stel­lung wer­den in Aleppo als Schutz vor Scharf­schützen in eine solche Stel­lung gebracht. Das war Aus­löser für die Idee des Kün­stlers. Bedrohlich und ver­störend sieht das aus und lässt die Kämpfe in der syrischen Metro­pole nun auch in Elbflo­renz spür­bar werden.
Freilich ist der Zeit­punkt auch sym­bol­isch gewählt. Denn am 13. Feb­ruar jährten sich die anglo – amerikanis­chen Bom­barde­ments auf die Stadt zum 72. Mal. Also Mah­nung und Zeichen im dop­pel­ten Sinne.
Welche in der Hochburg der Pegida – Bewe­gung beson­dere Brisanz erfährt. So wun­dert es nicht, dass deren Anhänger nun Sturm gegen die tem­poräre Instal­la­tion laufen. Von Ver­her­rlichung ter­ror­is­tis­cher Kampf­grup­pen und ähn­lichem ist nun die Rede. Dabei stützen sich die Protestieren­den auf Fotografien, welche die aufgestell­ten Busse in Aleppo mit der Fahne einer islamistis­chen Ter­ror­gruppe zeigen.
Doch diese Sit­u­a­tion ist – wie so oft – mehr eine halbe denn eine ganze Wahrheit:
Denn laut Aus­sagen von Kriegsre­portern vor Ort wur­den im Ver­lauf der Kämpfe ver­schiedene Fah­nen auf den Bus – Bar­rikaden in Aleppo drapiert. Je nach­dem, wer ger­ade die betr­e­f­fende Straße beherrschte.
Freilich passt das nicht ganz ins Bild von Pegida und Co. Und so brand­mark­ten sie die Busse geich­mal als „Lügen­busse“
Ein biz­zares Beispiel für die bekan­nte Polemik.

Doch wenig­stens haben sich dies­mal die Lan­des – und Stad­to­beren auf den Rasen gewagt und hin­ter das Kunst­werk gestellt.
Und genau das ist ein Novum.

So erk­lärte Sach­sens stel­lvertre­tender Min­is­ter­präsi­dent Mar­tin Dulig:
»Das ist eine Umdeu­tung, die von Leuten gemacht wurde, die ein Inter­esse daran haben, das eigentliche Mah­n­mal, das eigentliche Anliegen zu desavouieren.« Der Kün­stler habe »eine klare Aus­sage für Frieden und für Hoff­nung« aus­ge­drückt. »Ihm ging es um das Sym­bol als Schutzwall vor dem Kugel­hagel. Und sie soll­ten jetzt vor der Frauenkirche ste­hen, weil bei­des Hoff­nungsze­ichen sind.«
So wurde der erste Platz der Stadt zum Gedenk und Kommunikationsort.
Und auch Dres­dens Ober­bürg­er­meis­ter lobt die Instal­la­tion mit den tre­f­fenden Worten: „Was kann man besseres machen?“
Das ist wohl war.
Und ein längst fäl­liges Zeichen aus Elbflorenz.