Wir können auch anders!

Diese Ansage müsste eigentlich die eben begonnene Ausstel­lungspoli­tik der Klas­sik Stiftung Weimar im Neuen Museum zum Unter­ti­tel haben.
Denn par­al­lel zur Ausstel­lung „STIP.VISITE – Thüringer Kun­st­stipen­di­aten 2010« ist im Haus noch eine weit­ere zu sehen. Und die bezieht sich nun erst­mals direkt auf den Ort. Gemeint ist die Prel­ler­ga­lerie. Benannt nach Friedrich Preller, dem Schöpfer des Wand­bildzyk­lus zu Homers Odyssee. In einem üppi­gen Bilder­reigen bre­itet der dama­lige lokale Maler­fürst das berühmte Heldenepos auf allen ver­füg­baren Wän­den des Raumes aus. Ent­standen war es während der Bauzeit des Großher­zoglichen Muse­ums in den Jahren 1863 bis 1869.

Zukün­ftig sollen nun ein­ge­ladene zeit­genös­sis­che Kün­stler auf Prellers Werk mit ihren jew­eili­gen Mit­teln reagieren. Eine längst fäl­lige Idee.

Den Anfang macht Katha­rina Hohmann. Berufs­be­d­ingt pen­delt sie selbst seit Jahren zwis­chen Weimar und Genf. In einer kor­re­spondieren­den Instal­la­tion stellt sie nun Reise­fo­tos ihrer Pas­sagen den Wand­bildern Prellers gegenüber.

Auf sechzehn im Raum verteil­ten Tis­chen ist eine Auswahl unter­schiedlich­ster Blick­winkel zu sehen. Gemein­sam ist dabei allen die flüchtige Sicht aus dem fahren­den Zug: Ver­wis­chte Bilder, wie wir sie ken­nen: Vor­bei fliegende Land­schaften, Städte­bilder, Mauern, Him­mel, Flüsse und Seen. Was man halt von einem bewegten Stand­punkt aus wahrnímmt.

So macht denn auch der Gegen­satz zwis­chen bei­den Bilder­wel­ten den Reiz der Instal­la­tion aus: Den pom­pös aufge­lade­nen Malereien Prellers steht nun der schein­bar flüchtige Blick Hohmanns gegenüber. Dabei hat sie Ihre Foto­se­rien den The­men – Kapiteln des Malers zuge­ord­net. Ein span­nen­der Dia­log. Manch­mal ver­wirrend, dann wieder iro­nisch. Erhel­lend ist das allemal.

Und wer den Raum der Prel­ler­ga­lerie im Neuen Museum kennt, wird seine eigene Über­raschung erleben. Jetzt ist aus ihm ein bege­hbares Bilder­labyrinth gewor­den. Mit kleinen Wohnz­im­mer-Lam­p­enkugeln aus den 1970iger Jahren. Es ist schön, hin­durch zu wan­deln. Und das ist das Ereig­nis. Es macht neugierig auf nach­fol­gende Projekte.

“Odysseus heute – Katha­rina Hohmann – Passagen”
Neues Museum Weimar. 10. Feb­ruar bis 30.März 2011
Dien­stag bis Son­ntag, jew­eils von 11.00 bis 16.00 Uhr

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