Zeigt her Eure Schuh!

Als let­zten Sam­stag mehrere hun­dert Men­schen in Berlin gegen die Bagatel­lisierung der Pla­giat­saf­färe Karl Theodor zu Gut­ten­bergs demon­stri­erten und dessen Rück­tritt forderten, war das ein dop­peltes Novum:

Denn neben der wörtlich genomme­nen Fußnote wurde zum ersten mal eine ori­en­tal­is­che Tra­di­tion in die deutsche Protestkul­tur über­nom­men: Das Hochhal­ten eines alten Schuhs als Zeichen der Verachtung.

Fast wie selb­stver­ständlich sah das aus, freilich auch ein wenig karneval­is­tisch. Andere Teil­nehmer hat­ten sich mit den bekan­nten lan­gen Lügen­nasen aus Pappe und Gips aus­ges­tat­tet. Vom Post­damer Platz bewegte sich der Tross in Rich­tung Bendlerblock.

„Hopp, hopp, Dok­tor­spiele stopp!“ skandierte die Menge. Und mit­ge­führte Plakate ergänzten die Sache sin­nig: „Berlus-Gutti“ stand auf einem. Oder eins, welches ein rot gemaltes Herz mit mehreren Kuss-Mün­dern zeigte. „Gutt-Bye“ war darunter zu lesen. Selb­stver­ständlich bekam auch Deutsch­lands mächtig­stes Presse­or­gan sein Fett weg. »Ital­ienis­che Ver­hält­nisse: Ab sofort stellt BILD den neuen Bundeskanzler.«

Vor dem Zaun des Vertei­di­gungsmin­is­teri­ums fand die Demo ihr Ende. Der wurde abschließend mit den alten Schuhen bestückt. Fast wie ein Mah­n­mal sah das aus. Freilich auch ein bißchen skur­ril. Und rück­wirk­end betra­chtet kön­nte das sogar den Rück­tritt Gut­ten­bergs befördert haben.

Die Idee zur  Demon­stra­tion ent­stand wie so oft eher beiläu­fig: Am Früh­stück­tisch. Der Berliner Hans Hüb­ner hatte sie angemeldet. Sein wichtig­stes Motiv war die Wut über den Oppor­tunis­mus der Bundeskanzlerin.

Bekan­nter­maßen hatte sie die fremd­kopierte Dok­torar­beit des Vertei­di­gungsmin­is­ters als Kava­liers­de­likt durchgewunken. Und offen­sichtlich ist ihr auch klar, welchen Schaden sie damit anrichtet. Allen Stammtis­ch­parolen hat sie seit dem 21. Feb­ruar 2011 Recht gegeben. Alles erstunken und erlogen oder was? Doch das muss augen­blick­lich Schnuppe sein. Wahltak­tisch gesehen.