Die Edition REIZWOLF

REIZWOLF Nr. 2 / Cover: Claus Bach

Sie ist die einzige im Selb­stver­lag erschienene Kun­stheft-Edi­tion im Raum Thürin­gen abseits des staatlichen Kul­turbe­triebs der ehe­ma­li­gen DDR.
  Ähn­liche Edi­tio­nen existierten bere­its seit Ende der 70er Jahre im Raum Dres­den, Halle, Leipzig und Berlin. Sie hat­ten Namen wie „UND“, „u.s.w.“, „SCHADEN“, „MIKADO“, „ENTWERTER-ODER“, „ARIADNEFABRIK“, „VERWENDUNG“, „ANSCHLAG“, „A3“ „DIE GALEERE“ und andere. Je nach Inten­tion der Her­aus­ge­ber waren sie entweder lit­er­arisch, exper­i­mentell oder (foto) grafisch geprägt. Gemein­sam war ihnen die Moti­va­tion: Auf Grund der Ver­lags-und Pressezen­sur in der DDR schaffte man ein Podium für Autoren, die sonst keine andere Veröf­fentlichungsmöglichkeit hat­ten. Die Auflage der Hefte bewegte sich zwis­chen zehn und hun­dert Exem­plaren. Die Ver­bre­itung war ein­fach: Jeder beteiligte Autor erhielt ein Exem­plar der jew­eili­gen Aus­gabe, das dann im Fre­un­des – und Bekan­ntenkreis kur­sierte. Im Ver­gle­ich zu oben genan­nten Städten gab es in den ehe­ma­li­gen Bezirken Erfurt, Gera und Suhl – von weni­gen Aus­nah­men abge­se­hen – keine beson­ders vitale junge Kun­st­szene. Eben­sowenig existierten Aus­bil­dungsstät­ten für bildende Kunst wie Hoch – oder Fach­schulen. Man war unter sich in den 80er Jahren. Auch war die Kluft zwis­chen Auto­di­dak­ten und Kün­stlern des „Ver­ban­des Bilden­der Kün­stler“ (VBK) beson­ders tief.

REIZWOLF Nr. 2 / Back­cover: Claus Bach

 

Anders als in den Großstädten existierten kaum Querverbindun­gen – sel­ten gab es Pro­jekte, bei denen zusam­mengear­beitet wurde, aus welchen Grün­den auch immer. Einer mag vielle­icht sein, dass Thürin­gen wohl eher eine ländlich – bis kle­in­städtis­che Struk­tur mit rel­a­tiv wenig Großin­dus­trie aufwies. Die Region blieb über­schaubarer und kon­trol­lier­barer als ander­swo. Das geflügelte Wort „Hier kennt jeder jeden“ mag die Sit­u­a­tion recht tre­f­fend charakterisieren.
Die Idee zum REIZWOLF ent­stand im Herbst des Jahres 1987: Anlaß waren meine Erfahrun­gen der Zusam­me­nar­beit mit Lit­er­aten und Kün­stlern des Pren­zlauer Bergs in Berlin seit Ende der siebziger Jahre, die Mitar­beit an eini­gen erwäh­n­ten Edi­tio­nen und die Anre­gung des Paläon­tholo­gen John Albrecht Keiler, in Weimar eine ähn­liche Edi­tion zusam­men her­auszugeben. Die erste Num­mer des „REIZWOLF“ (der Name ergab sich im Gespräch) erschien im Jan­uar 1988 unter der Her­aus­ge­ber­schaft von John und Ulrike Keiler und Claus Bach in Weimar.

REIZWOLF Nr 1 / Cover: Nadja Letzel

 

Die Aus­gaben kamen nun in der Regel im zehn­wöchi­gen Rhyth­mus bis Sep­tem­ber 1990 heraus.

The­menkarte


Ins­ge­samt existieren 13 Hefte im For­mat A4 in einer Auflage vo 20 bzw 25 Exemplaren.

REIZWOLF Nr. 3 / Cover: Jörn Luther

 

REIZWOLF Nr. 4 / Cover: Jens Kirsten
REIZWOLF Nr. 5 / Cover: Udo Dietrich
REIZWOLF Nr. 6 / Cover: Holm Kirsten
REIZWOLF Nr. 7 / Cover: Udo Dietrich
REIZWOLF Nr. 8 / Cover: Claus Bach
REIZWOLF Nr. 9 / Cover: Maik Vollmann
REIZWOLF Nr. 10 / Cover: Jens Kirsten
REIZWOLF Nr. 11 / Cover: Thomas Mechold
REIZWOLF Nr. 12 / Cover: Claus Bach
REIZWOLF Nr. 13 / Cover: Ulrich Funke

Neben exper­i­mentellen Arbeiten mit Fotografie enthiel­ten die meis­ten Ausgaben

grafis­che Arbeiten, Malerei, Col­la­gen, lit­er­arische Texte, Lyrik und Rezensionen.
Die Autoren lebten in Zwickau, Berlin, Halle, Weimar, Erfurt, Leipzig, Suhl und Köln. Ihr Spek­trum set­zte sich meist aus Auto­di­dak­ten und eini­gen weni­gen Mit­gliedern des VBK zusammen.


Kom­men­tar der Her­aus­ge­ber Claus Bach, John Albrecht Keiler und Ulrike Keiler:

„Die Edi­tion Reiz­wolf haben wir seit 1988 her­aus­gegeben, um die öde thüringer Kun­st­land­schaft aufzu­mis­chen und die Sub­kul­tur vor Ort zu beleben. Willkom­men war, wer Lust und Mut hatte. So ent­stand ein einzi­gar­tiger wilder Mix aus Dil­letan­tismus, kri­tis­chem Jour­nal­is­mus und zeit­genöss­sicher Kunst.“

Weimar, im Okto­ber 2011