Ein Jahr Paparazzo!

Paparazzi: Ital­ienisch für „Schmeiss­fliegen“. Beze­ich­nung für Skan­dal­re­porter, die seit dem Aufkom­men ein­schlägiger Zeitschriften im Ital­ien der fün­fziger Jahre vom Fotografieren des Pri­vatlebens bekan­nter Per­sön­lichkeiten leben.
Aus einem Stim­mengewirr her­aus hören wir im Video fast unglaubliche Mel­dun­gen, die zwis­chen skur­rilem Witz und Schrecken ob der Gewalt im All­tag pen­deln: Ein Jahres­rück­blick mit wahren Geschichten über (noch) unbekan­nte Per­so­nen, gesprochen von einer typ­is­chen weib­lichen Nachricht­en­stimme, die sich bisweilen hastig über­schlägt. Den sondierten authen­tis­chen Pres­se­tex­ten sind Schnapp­schuss hafte eigene Fotos zuge­ord­net, welche die Geschichten entweder kon­terkari­eren oder ein­fach  weiter erzählen.. Ein sug­ges­tives Gebräu, das Sprachlosigkeit hin­ter­lässt. Was stimmt, was nicht? Und wen inter­essiert das noch. Die hier wörtlich genommene Stille-Post-Beliebigkeit des Paparazzi-Jour­nal­is­mus will allerd­ings weniger auf dessen bekan­nte real­satirische Eigen­schaften ver­weisen. Vielmehr ste­hen seine Auswirkun­gen und das eigene Ver­hält­nis zu ihm im Mit­telpunkt. Wahrnehmung wird zum Weich­bild. Als fes­ter Bestandteil des All­t­ags erhöhen Neugier und Ekel fast täglich schle­ichend unsere Reizschwelle und lassen ihn erst dadurch in solch extrem hoher ökonomis­cher Dimen­sion möglich werden.

Ein Jahr Paparazzo, Videostills, 1999
Ein Jahr Paparazzo, Videos­tills, 1999