Museum oder Mausoläum? Was bleibt
Nachdem das Bauhaus – Museum Weimar in der Berichterstattung der ausländischen Medien durchweg positiven Anklang fand, ist in den deutschen und den Reaktionen vor Ort überwiegend das Gegenteil der Fall. Von Hitlerbunker, düsterem Klotz und der gleichem ist die Rede. Ein ganz eigenes Phänomen.
In diesem Zusammenhang wird die Kritik der Süddeutschen Zeitung besonders oft zitiert und in den sozialen Netzwerken geteilt. Als Beweis und Vergewisserung jener Meinung. Verfasst wurde sie von der Architektur – Journalistin Laura Weißmüller, die es schließlich wissen muss. Denn in der Tat ist jene Kritik vernichtend. Und genau deshalb als Lehrstück lesenswert. Denn die Autorin hat geschickt Halbwahrheiten verhackstückt und sich genüsslich in einen polemischen Rausch geschrieben, der bisweilen schrill wirkt.
Das fängt schon beim fett gesetzten Untertitel an, welcher allen Ernstes behauptet, dass Frauen und ihre Arbeiten in der Ausstellung nicht vorkämen. Das Gegenteil ist der Fall. Allerdings merkt man das nur, wenn man die Ausstellung angesehen hat. Freilich gibt es keine extra ausgewiesene »Frauen am Bauhaus-Abteilung«. Was diffamierend wäre.
Die zitierten Beispiele von gelungenen Museumsneubauten in anderen Städten klingen zwar erstmal einleuchtend, taugen aber nicht wirklich. Denn woanders ist der lokale Kontext freilich ein grundsätzlich anderer. Den kann man auch nicht mal vergleichsweise auf Weimar übertragen.
Des weiteren formuliert die Autorin etwas von der »funktionalen Lieblosigkeit der Nachwende – Bauten gleich daneben«. Damit meint sie offensichtlich das Gebäude der Neuen Weimarhalle mit Technik – Turm und den Ergänzungsneubau an der Spitze der Karl – Liebknecht – Straße. Allerdings stammen jene Bauten nicht aus der sogenannten Nachwendezeit, sondern aus den Jahren 1999 und den darauffolgenden Nullerjahren. Die sogenannte Nachwendezeit bezeichnet allgemein den Zeitraum bis etwa 1995.
Der ebenfalls herbei geschriebene Industriehallen – Eindruck ist zwar originell, aber auch daneben. Denn Industriehallen sind wesentlich größer und vor allem funktional übersichtlicher gebaut.
Auch die Unterstellung, die Architektin lässt sich mit Ihrem Entwurf auf die Spielregeln der Nazi – Architektur ein, ist so eine halb verschwurbelte Sache. Denn ein kleines Gebäude wird sich schon mal rein physisch niemals gegen ein größeres behaupten können.
Abschließend zitiert besagte Journalistin die Fragestellung im dritten Obergeschoss.
Die heißt schlicht »Was bleibt?“ Und bemängelt die „…Heroisierung des immer Gleichen als Link zur Gegenwart.“
Leider hat Frau Weißmüller nicht den Blick nach draußen in jenem 3. Geschoss des Museums riskiert. Denn dort gibt es – kaum zu glauben – ein kleines Fenster. Von dort aus blickt man über den Asbach – Straßenzug und das Neubaugebiet Weimar – West direkt auf den Glockenturm der Gedenkstätte Buchenwald.
Jener Blick fängt drei Geschichten ein. Das ist das Besondere. Und genau das wird bleiben.