Bizarre Tage

Sel­ten waren wir der­art gegen­sät­zlichen Bildern des aktuellen Zeit­geschehens im Tages­takt aus­ge­setzt: Am ver­gan­genen Woch­enende noch kon­nte die Welt auf die Fotografien des britis­chen „Royal Wed­dings“ blicken. Prinz William und seine Kate auf dem Balkon des Buck­ing­ham Palace. Vom Volk umjubelt.  Anschließend das kom­pat­i­ble Hochzeits­foto des königlichen Braut­paares im Kreis der Familie.

Mehr reales Märchen ging nicht. Und sämtliche Bil­der­me­dien liefen weltweit zur Hochform auf. Traum­bilder in Endlosschleife.

Einen Tag später präsen­tierte sich dann ein ganz anderer in fast ähn­licher Auf­machung: TV – Enter­tainer Thomas Gottschalk markierte seine let­zte Show „Wet­ten, dass?“. Und mußte mit dem medi­alen Nach­beben der britis­chen Traumhochzeit irgend­wie zurechtkom­men. Also  winkte er unter einer Papp­maske der britis­chen Queen seinem Pub­likum zu. Doch etwas erschreck­end wirkte das schon.

Denn anstelle der Augen blick­ten nun zwei kleine schwarze Löcher aus dem Antlitz besagter Maske. Fast wie ein Totenkopf sah das aus. Und wurde unfrei­willig zum visuellen Menetekel für die näch­sten laufenden Ereignisse.

Ver­schwommene Auf­nah­men eines zer­wühlten Schlafz­im­mers mit Blut­lachen um das Bett. Men­schen­leer der Raum.

Soeben wurde der zeit­genös­sis­che Welt­bösewicht exeku­tiert und anschließend im Meer verklappt.

Jetzt allerd­ings bekommt nie­mand ein Foto des Toten zu sehen. Der Anblick sei zu graus­lig. Also wie im ordinären Hor­ror­film, den die Kids schon gucken. Und schließlich soll der Mann nicht zur Ter­ror­is­tenikone wer­den. Was er freilich schon ist. Mit oder ohne finalen Schuss. Doch stattdessen häufen sich die Ver­sprecher von allen Seiten. Ange­fan­gen von der for­mulierten „Freude über den Tod“ bis hin zum ver­balen spon­tan – Klas­siker: Der heißt in pein­licher Regelmäßigkeit: Obama statt Osama bin Laden.

Wenn das mal kein schlechtes Omen ist. Lange nicht waren die Bilder schneller als Ihre Inter­pre­ta­tion. Im Moment erleben wir eine medi­ale Achter­bah­n­fahrt, die ihres­gle­ichen sucht.