Blau weiß rot
Nach den Terroranschlägen auf Paris am vergangenen Freitag hält die Trauer und Anteilnahme für die Opfer weltweit an. Neben zahllosen Beileids – und Solidaritätsbekundungen äußerte sie sich auch visuell.
Der junge französische Künstler Jean Jullien hatte spontan das Peace – Zeichen der Hippi – Bewegung umfunktioniert. Anstelle der schwarzen Rune zeigt es nun den Eifelturm in seiner Mitte. Damit ist das Logo der Stunde entstanden:
Peace for Paris. Und in Facebook konnte man sein Profilbild gleich mal in den Farben der französischen Nationalflagge gestalten.
Doch leider wissen nur die wenigsten, was sich einen Tag zuvor in Beirut ereignet hatte: In der libanesischen Hauptstadt töteten zwei Selbstmordattentäter mehr als vierzig Menschen. Diese Meldung war den meisten Agenturen höchstens mal eine Randnotiz wert. Ganz zu schweigen von weltweiten Gesten und Solidaritätsbekundungen. Auch fühlte sich niemand veranlasst, sein Profilbild in den Farben der libanesischen Nationalflagge einzufärben.
Der junge libanesische Arzt Elie Fares hat diese Situation kurz nach den Pariser Anschlägen in seinem Blog auf den Punkt gebracht:
„Als meine Leute am 12. November auf den Straßen Beiruts starben, standen die Führer der Welt nicht auf und verurteilten das. Es gab keine Statements, in denen Sympathie mit dem libanesischen Volk ausgedrückt wurde.«
»Als meine Leute starben, hielt es kein Land für nötig, seine Sehenswürdigkeiten in den Farben seiner Flagge zu beleuchten. Nicht einmal Facebook hielt es für nötig, dass meine Leute sich als »sicher« markieren konnten.«
»Wenn Europa nur wüsste, dass für diese Flüchtlinge jede Nacht in den vergangenen zwei Jahren so war wie die Nacht des 13. November in Paris. Aber schlaflose Nächte sind nur wichtig, wenn dein Land es schafft, dass die ganze Welt in den Farben seiner Fahne erstrahlt…«
»Stellt euch darauf ein, dass in den kommenden Tagen die Islamophobie in der Welt wieder ansteigt…Der IS hat islamophobe Reaktionen eingeplant, die er dann benutzen kann, um seinen höllischen Finger auszustrecken und jedem empfänglichen Geist, der ihm zuhört, zu sagen: Schau, sie hassen uns.«
»Noch schrecklicher an der Reaktion auf die Pariser Terrorangriffe war aber, dass manche Araber und Libanesen trauriger darüber waren, was dort passierte, als über das, was am Tag zuvor in ihrem eigenen Hinterhof passiert ist.“
Und Fares schließt mit den Worten:
„In einer Welt, die sich nicht um arabische Leben schert, stehen Araber in der vordersten Frontlinie.“
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Denn bei einer derartig weltweiten Arroganz gegenüber den Opfern in arabischen Ländern brauchen sich organisierte Attentäter keine Sorgen zu machen.
Einigkeit gegen den Terrorismus sieht anders aus. Wie beschämend.