Das Brett war gestern

Bekan­ntlich soll ja „Plank­ing“ der neueste ange­sagte Trend der fotografis­chen Selb­st­darstel­lung meist jün­gerer Men­schen sein. Zu deutsch also „Bret­tern“.
Was für Unkundige fol­gen­des heißt: Man macht sich steif wie ein Brett, legt sich auf den Bauch und läßt sich fotografieren. Mit dem Gesicht nach unten.

legt sich auf den Bauch und läßt sich fotografieren. Mit dem Gesicht nach unten.

Wo auch immer. Und stellt die Bilder ins Netz. Zur Diskus­sion und eventuellen Bew­er­tung. Erfrischend sin­n­frei und möglichst spek­takulär soll das sein. Die Leute liegen mutwillig anonym und irgend­wie pas­siv herum. Doch schwingt dabei dur­chaus eine gewisse unge­wollt sub­ver­sive Grund­hal­tung mit. Aber nicht wirk­lich beabsichtigt.

Auch kön­nte man freilich eine Art Ver­weigerung­shal­tung gegenüber unserer Bilderge­sellschaft hinein­in­ter­pretieren. Als Gegen­be­we­gung zur zeit­genös­sisch über­zo­ge­nen und zweck­o­ri­en­tierten Selbstdarstellung.

Was den Spaß nicht unbe­d­ingt schmälert. Im Gegen­teil. Freilich wird besagter Trend seine Halb­w­ertzeit bald über­schrit­ten haben – das prophezeien ein­stim­mig fast alle Jugend­forscher und Soziologen.

Eines allerd­ings zeich­net sich schon mal ab: Die Sache verselb­st­ständigt sich zuse­hens und hat eine Art Erweiterung gefun­den: Die heißt nun „Kneel­ing“ und zeigt Men­schen, die sich beim Niederknien fotografieren lassen. An allen möglichen und freilich unmöglichen Orten. Doch meist im All­tag. Unter­ti­tel: „Keine Zeit fürs Planking“

Und für viele Per­for­mance-Kün­stler ist die Ange­lene­heit eben­falls Inspi­ra­tion genung. So auch für die Irische Kün­st­lerin Amanda Dun­smore. „Head in a hole“ heißt ihre neueste Aktion. Also „Kopf in das Loch“. In ver­schiede­nen Videos und Fotos kann man sehen, wie Men­schen Ihren Kopf in Löcher des öffentlichen Raumes stecken: In runde Wan­dlöcher, leere Bücher­re­gale, leere Papierkörbe, leere Blu­menkästen, offene Gul­lideckel und so weiter. Das ist fast schon exis­ten­zial­is­tisch: Der Blick ins Dunkle.

Fazit: Die Eigen­dy­namik der spon­ta­nen Selb­stin­sze­nierung ist offen­sichtlich eher zunehmend denn abnehmend. Manch­mal irren halt auch Sozi­olo­gen und Trendforscher.