Der Fluch der Antike

Im örtlichen Stadt­mu­seum „Sime­on­s­tift“ ist ein ganz beson­deres Fun­dob­jekt aus­gestellt. Ein ver­sande­ter Fußball. „Fun­dort: Trier, Dom­frei­hof, etwa 406 nach Chris­tus“ ist darunter auf dem kleinen Sockel zu lesen. Nun steht er in einer Vit­rine neben alltäglichen Gebrauchs­ge­gen­stän­den aus der Römerzeit.

Denn bekan­nter­maßen befand sich in Trier eine größere Sied­lung. Allerd­ings fehlen hier jegliche Beschrei­bun­gen oder Ver­weise auf his­torische Zusammenhänge.

Und das sorgt freilich für Irri­ta­tion, die neugierig macht: So kann sich die Muse­ums­di­rek­tion über ein prima Feed­back freuen. Denn regelmäßig erhält sie Anfra­gen bezüglich des eigen­tüm­lichen Objekts. Und dann folgt immer die gle­iche Antwort:

Offen­sichtlich wurde auch schon im Alter­tum zün­ftig gebolzt. Und auf dem Dom­frei­hof war damals noch gut Platz. 

Kurzum, die Sache ist selb­stver­ständlich ein Fake. In Wahrheit war der Fund­ball Bestandteil der The­me­nausstel­lung „Bal­lkün­stler“ an der hiesi­gen Europäis­chen Kun­stakademie zur Fußball – Welt­meis­ter­schaft 2006.

Die Arbeit fand den Weg ins Museum, weil sie ein markantes Phänomen der Part­ner­stadt Trier iro­nisch reflektiert:

Denn jede noch so kleine Bau­grube wird in kurzer Zeit zum Alb­traum für deren Her­ren: Näm­lich dann, wenn auch nur die Scherbe eines Tellers oder einer Vase gefun­den wird. Sofort ist Baustopp und die Archäolo­gen rücken an. Das Zeug kön­nte ja aus der Römerzeit sein. Erst­mal wird nun jedes Krümelchen Erde durch­ge­siebt. Was die Bauar­beiten min­destens um einige Wochen oder Monate verzögert.

So mis­cht sich die Antike per­ma­nent ins zeit­genös­sis­che Geschehen ein. Sie nimmt Rache und wird zum Fluch, der über der Stadt liegt.

Aber vielle­icht hilft ein Gegen­mit­tel: Wie wärs mit einer „Antiken-Aus­grabungs-Bauzeitver­längerungsver­sicherung“? Vielle­icht ist das eine visionäre, wen­ngle­ich freilich nicht ganz bil­lige Geschäft­sidee gegen das Übel.

2007_10FundballSimeonstift