Gut Ding

…will viel Weil haben, kön­nte man angesichts des so klaren Sieges der US-Päsi­dentschaftswahlen für Barack Obama schlussfol­gern. Vielle­icht mag der mitschwin­gende zynis­che Unter­ton auch daher rühren, dass es manch­mal schon recht unheim­lich wurde – angesichts des so hyper­per­fekt organ­isierten Wahlkampfs des demokratis­chen Kandidaten.

Ein medi­ales Feuer aus allen Rohren und selb­stver­ständlich wurde nichts, aber auch gar nichts dem Zufall über­lassen. Eine Kost­probe gab es bekan­ntlich schon im Juli des Jahres vor der Siegessäule in Berlin. Was sich im Nach­hinein als der buch­stäblich genau richtige Platz erwies und zahlre­iche Ein­spielun­gen in aktuellen deutschen TV-Talkrun­den garantierte. Zu erleben war damals eine bis dahin nicht gese­hene visuelle Polit-Chore­o­gra­phie inclu­sive messer­scharf geschlif­f­ener Rethorik des Debüttanten.

Eine intellek­tuelle „One man-love parade“ mit ihrem kom­pat­i­blen Mes­sias. „Change!“ war grif­fig und hatte sich sofort in viele Gehirne eingegraben.

Fast über­flüs­sig zu sagen, dass Oba­mas Team wie kein anderes zuvor das Inter­net in jeder auch nur möglichen Funk­tion für sich zu nutzen wusste und die sonst so betuchte repub­likanis­che Gegen­seite alt ausse­hen ließ.

Da wirk­ten deren Beschw­er­den ob der aus­gerech­net ökonomis­chen Unfair­ness irgend­wie anachro­nis­tisch und unfrei­willig albern:
Man erin­nere sich nur an Sarah Palins Kla­gen – aus­gerech­net in Verbindung mit den über­zo­ge­nen Aus­gaben für Ihre Auftritts­garder­obe. Laut aktuell­sten Mel­dun­gen soll sie nun per Gebet eine Art Demokraten-Exorzis­mus betreiben, in Verbindung mit Ihrem gespürtem zukün­fti­gen Einzug ins Weisse Haus in vier – par­don – fünf Jahren.

So scheinen sich die abgenutzten Formeln der berühmt-berüchtigten „Macht der Bilder“ zu bestäti­gen. Der Zweck heiligt eben doch die Mit­tel, nüt­zliche Zufälle sind freilich willkom­men. Aber sei’s drum.

Denn die Trä­nen der Rührung in den Augen vieler Zeitgenossen angesichts dieses wahrhaftig his­torischen Wahlsiegs waren mehr als echt und auch jetzt will man das Ganze noch nicht so recht realisieren.
Der Jugendzeitschrift „BRAVO“ ist das sogar das aktuelle Innen­poster wert. Ein Novum. Denn das erste mal seit fün­fzig Jahren wird damit ein Poli­tiker zum Pop­star der Tee­nies gekürt.

So zieht im Jan­uar 2009 ein schwarzer ins Weisse Haus – selbst das klingt fast wie der Beginn eines allerd­ings unfrei­willi­gen Witzes, den eine weiße Wäh­lerin der Repub­likaner noch während des Wahlkampfes riss:
„Wo kämen wir denn hin, wenn ein schwarzer ins Weisse Haus ziehen würde?
Dann müsste es wom­öglich „Schwarzes Haus“ heis­sen – unmöglich!“

„Yes we can!“, lautet nun die süff­isante Antwort des neuen Hoffnungsträgers.
Aber das führt dann wahrschein­lich doch zuweit.