In der Meute,
oder: „Bitte nicht über die Markierung treten und die Sichtachse im Hintergrund freihalten!“ Diese und ähnliche Anordnungen gab das Personal des Organisationsstabs während des Besuchs der amtierenden Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel im Gelände der Leipziger Baumwollspinnerei am vergangenen Samstag durch.
Anlass war deren 125 jähriges Bestehen, Ansprechpartner waren die akkreditierten Fotografen und Kamerateams. Denn die durften freilich sicherheits bedingt nur in eigens abgezirkelten kleinen Terrains agieren – von den drei „offiziellen“ des Bundespresseamts mal abgesehen. Und so rangelte dann der restliche Tross von etwa 40 Bildproduzenten mit sich selbst, um einige flockige Momente zu erwischen.
Showdown in Halle 12 des Werkschau ‑Rundgangs der Baumwollspinnerei:
Herzlich Willkommen im Journalisten-Gehege und viel Spaß bei der medialen Bodenhaltung.
Risiken und Nebenwirkungen sind inbegriffen, und so wurde auch der Ton zwischen den Kollegen zunehmend ruppiger. Hier einige Beispiele:
„Nimm mal Deine Birne runter, andere wollen auch noch Bilder machen…oder „Deine Bilder kannste zuhause angucken, Penner…“
Aua. Da sollte man schon einige Nerven mitbringen und gelassen bleiben. Doch auch die Foto ‑Zielpersonen bekamen ihr Fett weg: „Herr Tillich, sie verdecken die Kanzlerin!“ Und: „Bitte jetzt alle mal hierher schauen“ Und dann zu mir!“
So richtig stressig aber wurde die Sache, als die Kanzlerin spontan vom protokollarischen Weg abwich und ein Bild genauer ansehen wollte, inklusive ernsthaftem small talk mit der Künstlerin. Selbstverständlich ein Albtraum für das Sicherheitspersonal. Da lagen dann alle Nerven blank und der Gesamtmeute gingen vollends die Pferde durch: Eine Art weichgespülter Nahkampf, der beinahe aus dem Ruder lief. Körperkontakt inbegriffen. Rüttle Dich, schüttle mich! Doch ebenso rasch war wieder Ruhe im Stall und alle waren visuell abgefunden. Weiter gings zum nächsten Ortstermin.
Und was sagt uns das?
Fotograf, Augen auf bei der Bildproduktion in der Menge. Es wird bestimmt noch härter werden.