Nachschlag: Zone

Sel­ten wurde nach der Ausstrahlung der drit­ten Aus­gabe des Weimarer Tatorts soviel gestrit­ten. In allen Medien wurde »Der Treue Roy“ durchgenommen.
Wun­der­bare Krim­i­nal­groteske sagen die einen, das Aller­let­zte nen­nen es die anderen. Und set­zen gle­ich noch eins drauf. Frecher Miss­brauch von Fernse­hge­bühren und so weiter. Das wird selb­stver­ständlich immer gern her­beigere­det. Vor allem dann, wenn der erwartete Span­nungs – und Unter­hal­tungsef­fekt schmer­zlich ver­misst wird.
Doch auch über den lokalen Bere­ich hin­aus hat die Krim­i­groteske vom ver­gan­genen Son­ntagabend polarisiert.
Die „Junge Welt“ zele­bri­ert einen Run­dum­schlag unter Ver­wen­dung eigener angegilbter Post­wende – Klis­chees: „Nach­schlag: Zone als Motiv“ titelt sie und rückt den Streifen in die Nähe post­mod­erner Krim­i­par­o­die, der “…kein Gag zu fade war und kein Klis­chee zu abge­droschen: der vere­in­samte Stahlar­beiter, der Zin­n­fig­uren bemalt und einer Pros­ti­tu­ierten ver­fällt, die ihren Wohn­wa­gen im Plat­ten­bauge­biet aufgestellt hat; seine Schwester vom Typ Zonengabi; trot­telige Polizis­ten, die sich von einem mut­maßlichen Täter die Pis­tole klauen lassen, die dann aber doch nicht geladen ist; die das Fluchtauto nicht ankriegen, aber immer ein Goethe – Zitat auf den Lip­pen haben. Wenn das das Bild von Thürin­gen ist, das der MDR in die Repub­lik senden wollte, muss er sich nicht wun­dern, wenn die Antwort ist: Bleibt bei eurer Blutwurst und über­lasst das Filmemachen anderen.“

Doch aus­gerech­net die Süd­deutsche Zeitung ist kom­plett gegen­teiliger Mei­n­ung und meint: „So unangestrengt kann Witz aussehen…„Warum der Kla­mauk im Weimarer Tatort viel gelun­gener als der aus Mün­ster ist.“
Und weiter: „Die Weimarer Kom­mis­sare Dorn und Less­ing zeigen ein­mal mehr, wo das wahre Humor-Zen­trum des deutschen Krim­ifernse­hens zu finden ist.“
Siehe Zitat des treuen Roy: »Okä. Go to Flughafen Umpfer­st­edt. It’s for Flugzeuge. Ja? Ein Acker mit Wind­sack. I am in einer Stunde bei you.“
Schon lange kon­nte man nicht mehr über der­art tief­schwarzen, bizarren Humor im TV lachen. Der noch dazu in durchtrieben kom­ponierten Kapiteln zele­bri­ert wurde. So gelang Drehbuchau­toren, Regis­seur und Darstellern ein sel­tener Kun­st­griff. Denn der gewohnt all­son­ntägliche Krimi – Kon­sens wurde erfrischend ad absur­dum geführt.
Das mag freilich nicht jedem gefallen. Aber es ist herausragend.