Pimp your Weimar!

heisst der aktuelle lokale Wahlkampf-Slo­gan der örtlichen Jun­gen Union und zeigt auf einer weißen Postkarte die in grau gehal­tene Sil­hou­ette einer jun­gen schlanken kurzbe­rock­ten Dame in her­aus­fordernd- läs­siger Pose. Ihre Arme hält sie hin­ter dem Kopf ver­schränkt und scheint entspannt auf den näch­sten Track im Dance­floor zu warten. Zu lesen ist dann die Auf­forderung, am 7. Mai 2006 zur Ob-Wahl zu gehen und selb­stver­ständlich den Kan­di­daten der CDU, Stephan Illert, zu wählen.
Und, als ob das nicht schon aus­re­icht, setzt ein weit­erer Satz in großen Let­tern abschließend noch einen drauf: „Ich will Stephan!“ ist mit ver­lan­gen­der Ver­bal­rethorik am unteren Ende besagter Postkarte zu lesen:

Fast kön­nte man ver­muten, dass die Tex­tau­toren nachts zuviel Kon­tak­tanzeigen im Pri­vat­fernse­hen gucken.

Doch falsch gedacht: „Pimp your Weimar“ ist dem Titel einer Kult-Serie des kom­merziellen Musik­senders MTV entliehen, die dort „Pimp my Ride“ heißt und zeigt, wie coole Auto­bastler aus alten Fahrzeu­gen aufgepeppte stylis­che „Pimp-Mobiles“ in schrillen Far­ben inclu­sive einge­bauter Fernseh ‑und HiFi- Anlage basteln.
Mit andern Worten meint das also im ange­sagten Sprach­slang „Pepp‘ Dein Weimar auf“ und soll so die spär­lich exis­tente Jugend an die CDU her­an­führen – Cool­ness, schräge Ideen und Frische inbegriffen:
Mach aus alten Din­gen Neues und so weiter.
Nun ist diese Idee im Grunde völ­lig in Ord­nung: Denn schließlich braucht jede Partei die  Jugend und will sie in Ihren Rei­hen wis­sen. Und das geht laut Junger Union offen­sichtlich nur, wenn man sich den jew­eili­gen hip­pen Sprach­codes gän­zlich inhalts­frei bedient.
Denn: Die Tex­tau­toren hät­ten eben auch mal in ein klas­sis­ches Englisch-Deutsches Wörter­buch schauen sollen: Da bedeutet das Wort „Pimp“ näm­lich schlicht „Zuhäl­ter“.
Demzu­folge hieße dann „Pimp your Weimar“ zu deutsch etwa „Zuhäl­ter in Dein Weimar“
Also war die anfängliche Unter­stel­lung bezüglich ein­schlägiger Kon­tak­tanzeigen-Reklame so falsch doch nicht. So gele­sen und gese­hen gerät die Kam­pagne zur unfrei­willi­gen Reklame für die einschlägige
lokale Zuhäl­ter­szene – vielle­icht für ein neues Bor­dell unter CDU-Ägidie?
Was dann auch die schlanke Dame in grau erk­lären würde, aller durchtriebe­nen Dop­pelsin­nigkeit und jugendlichem Sprach­code zum Trotz.
Eine konzep­tionelle Stil­blüte der aller­fe­in­sten Art, wie sie schon weitaus älteren Autoren passiert ist.
Doch so doof kön­nen wohl hof­fentlich auch die ange­hen­den Partei-Young­sters nicht sein, als dass sie mal einen Blick ausser­halb Ihres gen­er­a­tions­be­d­ingten Ver­balarchivs riskieren.
Oder etwa doch?