Schöne Aussichten

Gute zwanzig Jahre sind seit der Ein­führung der elek­tro­n­is­chen Bild­ver­ar­beitung in unsere Medi­en­land­schaft ver­gan­gen. Wie ein Virus bre­it­ete sich das Phänomen der „Dig­i­talen Pho­togra­phie“ aus.
Einige dama­lige Pro­tag­o­nis­ten kon­nten sogar ihren Vor­sprung durch Ein­satz sehr teurer Tech­nik effek­tivst nutzen.
Um sich einen ver­meintlichen Platz in der jün­geren Kun­st­geschichte zu sichern.

Heute ist die Sache längst All­ge­meingut. Alles ist ver­meintlich möglich gewor­den. Pho­to­shop ersetzt Hirn. Es gibt fast keine Wer­bekam­pagne mehr, die nicht ohne dig­i­tale Photo – Col­lagier­erei auskommt.

Manch­mal geht das gut, meis­tens jedoch nicht wirklich.

So auch in der aktuellen Kam­pagne der Kon­ser­v­a­tiven Partei Großbri­tan­niens.
Aus­gerech­net die Schön­wet­ter – Auf­nahme einer Thüringer Som­mer­land­schaft in der Nähe Weimars wurde visuell ver­hack­stückt und passend gemacht.

Die san­ften grü­nen Hügel Thürin­gens wer­ben nun für die britis­che Wirtschaft:
„Let´s stay on the road for a stronger econ­omy“ steht pro­gram­ma­tisch auf der Bildmontage.
Was zu deutsch heißt: „Lasst uns auf dem Weg zu einer starken Wirtschaft bleiben“.

Damit die Sache passt, wurde der britis­che Union Jack in den Vorder­grund des Bildes einge­fügt. Anschließend setzt sich besagte Land­schaft fort. Eine asphaltierte, etwas wellig gerech­nete Asphalt­straße schlän­gelt sich sym­metrisch durch grüne Thüringer Felder zum Hor­i­zont hin. Darüber sind dann die so typ­is­chen weißen Wölkchen auf blauem Him­mel zu sehen.

Über­flüs­sig zu sagen, dass der Gesamtein­druck die ster­ile Kün­stlichkeit einer gek­lon­ten Land­schaft­sauf­nahme aufweist. Und somit auch deren Austauschbarkeit.

Doch mit einer entsprechen­den Parole verse­hen geht sowas erst­mal durch. Irgendwie.

Let­ztens allerd­ings ent­behrt die Sache nicht einer gewis­sen Ironie:

Aus­gerech­net die britis­chen Torys bemühen eine blühende Land­schaft Ost­deutsch­lands zur enthemmten Parteienreklame.

Na bitte. Da hat die Ein­heit ja doch was gebracht.