Abstimmen und verbrennen
Ein braunes Rohr ragt aus dem Dach der Sixtinischen Kapelle in Rom. Schwarzer Rauch steigt in den Himmel.
Konklave die Erste. Bisher hat sich keine Mehrheit für die Wahl eines neuen Pabstes der katholischen Kirche gefunden. 115 Kardinäle müssen sich entscheiden.
Was zum medialen Showdown geronnen ist. Die großen Nachrichtenmagazine berichten online im Livestream über den Fortgang des Ereignisses. Selbstverständlich wird die Sache wie ein Event zelebriert und ist zum Quotenrenner geworden.
Sogar kompatible Apps für smartphones gibt es. Eine davon kommt aus Deutschland und heißt schlicht „Adopt a Cardinal“, also „Adoptiere einen Kardinal“: Nach der Registrierung auf der entsprechenden Website bekommt man per Zufallsgenerator einen Kardinal zugewiesen, den man bis zur Wahl per Gebet unterstützen kann.
Das wird wohl auch nötig sein. Denn zu tief ist die katholische Kirche gespalten. Angesichts der Reaktionen einiger Kardinäle auf bekannt gewordene Fälle von Pädophilie in den eigenen Reihen.
Denn die waren bizarr und erinnerten an phantasielose Ausreden eines Steinzeit – Diktators: Alles übertrieben. Schuld sind die anderen. Im Zweifelsfall die gottlose Gesellschaft.
Nur weinige Kardinäle haben sich bisher für die Vergehen Ihrer Brüder entschuldigt. Prominentestes Beipiel verkörpert der brasilianische Kardinal Odilo Scherer: Er konstatiert die Verfehlungen Einzelner und weist auf deren Verantwortung vor Gott hin.
Aber dann verfällt er wieder in den alten verbalen Trott und schiebt der Gesellschaft die Schuld zu: Eine »Kultur des Moments« sei in die Kirche eingedrungen und habe sie infiziert. Dadurch sei »der Geist der Welt in die Kirche gekommen, obwohl diese die Welt mit dem Geist des Evangeliums durchdringen sollte.« Ob das wohl aureicht?
Abschließend nochmals der Vorschlag eines elften Gebots: Du sollst den Namen des Herren niemals zu eigenen Zwecken mißbrauchen. Das wäre vielleicht ein Neuanfang.
Heute wird weiter gewählt.
Und wieder starrt die Welt starrt auf das braune Schornsteinrohr.