Total Braun
Nein, diesmal sind keine Kameradinnen und Kameraden der rechtsradikalen Fraktion gemeint. Stattdessen geht es viel körperlicher zu. Dafür reicht ein Blick an eine der vielen öffentlichen Großwerbetafeln für Bademoden.
Inbesondere an eine der Firma H&M. Der Klamottenkonzern ist für seine flächendeckende Sichtreklame mit ausschließlich jungen und schönen Menschen bekannt. So winden sich denn darauf alljährlich die Damen in den sportlichsten und erdenklich laszivsten Posen.
Diesmal allerdings derart stark gebräunt, dass Betrachter und potentielle Kunden eigentlich nur noch Angst kriegen müssen. Hautkrebsalarm.
Im Speziellen wurde das brasilianische Model Isabeli Fontana ultrabraun im knappen Bikini fotografiert. Als wäre sie im Solarium eingeschlafen. Natürlich mutwillig eingefärbt. Nun sieht sie wie ein ordinäres Grillhuhn aus. Wer zu lange in der Sonne liegt, ist selber schuld und spottet jeder Beschreibung. Überflüssig zu sagen, dass die Dame im richtigen Leben eine wesentlich hellere Hautfarbe hat.
Doch dabei ist das nichts anderes als simpel inszenierte Modefotografie und per se Fiktion. Ein Trottel, wer das ernst nimmt.
Doch genau das passiert. Im richtigen Leben wird die Kampagne nämlich bierernst genommen. Seit Tagen hagelt es Unmengen von kritischen Kommentaren in allen Medien. Der Konzern gäbe ein schlechtes Vorbild ab und so weiter.
Offensichtlich wird nun ein Modekonzern für das Freizeitverhalten seiner Kunden verantwortlich gemacht. Als eine Art Erziehungsersatz. Das allerdings wäre neu. Von Aufforderung zur enthemmten Körperbräunung ist nun die Rede.
Und sogleich macht ein neues Fremdwort die Runde:
„Tanorexic“ heißt es und meint eben genau jene tödliche Bräune. Freilich zeigte sich H&M betroffen und hat sich mittlerweile entschuldigt. Man wolle keineswegs jemanden zur enthemmten Durchbräunung animieren. Vielmehr habe man eine sommerliche Stimmung zeigen wollen.
Das mag man schon glauben. Denn tot gebräunte Kundschaft ist selbstverständlich nicht so gut.