Unverdrossen

Unter der Über­schrift „Das Wir entschei­det“ betreibt die SPD seit Monaten einen wahrhaft verzweifel­ten Wahlkampf – Marathon.
Denn pein­licher­weise nutzte diesen Slo­gan schon vorher eine Zeitar­beits­firma zur Eigen­reklame. Was zur Folge hatte, dass die Parteienkam­pagne beinahe zum konzeptuellen Rohrkrepierer geriet.

Eigentlich kein gutes Omen. Doch besagter Slo­gan wurde freilich inhaltlich erweitert.
So Kämpft die SPD hart­näckig und bleibt am Puls der Zeit. Und der drückt sich in far­bigen Fotografien aus, die zu erwarten waren:

Das Bild einer jun­gen Mut­ter mit Kind vor Spielplatz ver­spricht zukün­ftig „Wir – für mehr Kindergartenplätze“.
Die Innen­rau­mauf­nahme einer jun­gen vierköp­fi­gen Fam­i­lie soll bezahlbare Mieten versinnbildlichen.
Den geset­zlichen Min­dest­lohn covert das Arbeitspaar einer Putzkolonne im Flur eines großen Gebäudes.
Und abschließend: Im Motiv „Wir für ein Alter ohne Armut“ steht ein rüstiges älteres Paar vor einem neuen Mehrfamilienhaus.

Das ist alles klar und lebendig gemacht.
Dumm nur, dass die Parteien – Konkur­renz diese The­men ganz fies für sich über­nom­men hat.
Trit­tbret­tfahrer! Tönte es zurecht aus SPD-Kreisen.

Was widerum Teil zwei der SPD-Kam­pagne auslöste:
Ein CDU – Bash­ing, das aus dem Inner­sten kommt und visuell „Rache“ brüllt.

Zün­ftig wer­den die zeit­genös­sis­chen Schwächen der Regierungskoali­tion vorgeführt:

Im ersten Farb­foto sieht man die Kan­z­lerin im Gespräch mit ihren aktuellen Prob­lem-Fig­uren, Thomas de Maz­ière und Roland Pofalla. „Merkels Kom­pe­ten­zteam?“ ist süff­isant mit Frageze­ichen zu lesen.
Ein weit­eres Farb­foto zeigt die Kan­z­lerin in Ihrer Hand­tasche kra­mend. „Pri­vat­sphäre – Neu­land für Merkel?“ kom­men­tiert die Bil­dun­ter­schrift schadenfroh.
Und last but not least, richtig gemein: Die Kan­z­lerin im Bun­destags – Sekun­den­schlaf, dahin­ter ein grü­bel­nder Wirtschaftsmin­is­ter. „Beste Regierung seit der Ein­heit?“ lautet die kon­terkari­erende Frage.

Fazit: Für ihre prekäre Wahlkampf­si­t­u­a­tion schlägt sich die SPD ganz tapfer. Die parteige­bun­dene Häme würzt die Kam­pagne erst richtig und rückt die Partei in ein lebendi­ges Licht.

Denn wie sagte der franzö­sis­che Autor Michel Houlle­becq ein­mal so tre­f­fend: „Seien Sie Men­sch. Seien sie gemein.“