Warum machen wir den Scheiß eigentlich?
Das steht selbstironisch auf dem T‑shirt der erstmals in Berlin etablierten Piratenpartei:
Weiß auf selbstverständlich schwarz, in 60iger Jahre Comic-Manier ist es geschrieben. Wie ein Filmplakat oder Plattencover. Mit vielen großen und kleinen Schnörkeln, Hippieblümchen und Sternchen drumherum. Eine klare visuelle Ansage.
Und nachfolgend sind gleich die wichtigsten Programmpunkte der Partei aufgedruckt:
„Verstehen stat Eintrichtern“ „Netze in Nutzerhand“, „Mindestlohn ist eine Brückentechnologie“, „Religion privatisieren“, und freilich: „Demokratie Transparent“. Klingt alles super.
Gut hundert Tage sind die Piraten nun im Berliner Abgeordnetenhaus vertreten. Was Grund für ein öffentlich-rechtliches Fernsehteam war, die Arbeit der Kollegen im politischen Alltag zu begleiten. Und der ist halt ernüchternd, wie zu erwarten war. Die klassischen Mühen der Ebene:
Organisations- und Zuständigkeitsgerangel in den eigenen Reihen. Der Lebensgefährte eines weiblichen Parteivorstandsmitglieds kann eben nicht mal kurz deren Assistent werden. Das gilt als persönliche Vorteilsnahme und ist so gar nicht transparent.
Und a propos weiblich, auch da geht es eher konservativ zu: Gerade mal einer von den 15 aktuellen Sitzen der Berliner Piratenfraktion ist von einer Frau besetzt.
Aber das wird sich mit Sicherheit ändern. Denn die Partei befindet sich im Aufwind. Vor allem im Medialen. Das fiel auch dem amtierenden Oberbürgermeister der Hauptstadt auf: Denn überall, wo die Piratenpartei öffentlich personell aufläuft, ist die ganze Medienmeute vor Ort. Selbstverständlich machen die Piraten ihrem Namen auch alle visuelle Ehre.
Und liefern die exakten Gegenbilder zu den ewig beanzugten Routinepolitikern.
Und wie geht es weiter? Ganz einfach: Angesagte Utopien. Der Weg ist das Ziel. Das könnte in Zukunft richtig spannend werden.