Pinup – Bones
Wer sich neuerdings in eine Arztpraxis begibt, könnte dort unter Umständen mit einer ungewöhnlichen Wanddekoration konfrontiert werden: Einem Jahreskalender der ganz anderen Art.
Denn anstelle der üblich austauschbaren Landschafts ‑und Stillleben ‑Darstellungen sind nun zwölf gesammelte Röntgenbilder zu betrachten.
Sie zeigen gänzlich unbekleidete junge Frauen. Aber so was von durchsichtig, dass selbst die nackte Haut wie eine Bekleidung wirkt. Nackter als nackt. Und noch dazu in eindeutiger Pin-up-Manier. Erotisch dargestellte weibliche Körper, von Röntgenstrahlen durchleuchtet.
Selbstverständlich mit Highheels an den knochigen Füßen. Und so verschieden auch die eindeutigen Posen der Damen sind, so gleich wirken sie jetzt. Derselbe Schädel, dieselben langen Beine, ähnliche Hüften. Und man muss schon ganz schön suchen, um die üblichen markanten Körperformen zu entdecken.
Das ist sympathisch gemein und nochdazu außerordentlich durchtrieben. Da hat jemand das männliche Spanner-Prinzip visuell wörtlich genommen.
Möglich machts die digitale Bildbearbeitung. Denn freilich wurden alle Damen aus einzelnen Röntgen-Teilaufnahmen zusammengesetzt.
Herausgekommen ist eine bizarre Mixtur, die selbstverständlich etwas komisches in sich trägt.
„Pin Up 2011“ heißt schlicht der mehrfach preisgekrönte Kalender. Ausgedacht haben sich das die Kollegen der deutschen Werbeagentur „Butter“. Als Werbemittel für die Firma „EIZO Medical Monitore“.
Hier wurde in jeder Hinsicht punktgenau geworben. Und gleich mal eine neue Betrachterklientel erschlossen. Die kann nun jeden Monat ein neues Röntgen-Pin-Up angucken. Ohne schlechtes Spannergewissen.
Rein medizinisch, versteht sich. Also Obacht beim nächsten Arztbesuch.