Wie Plisch und Plum
…stehen sie nun an einigen Kreuzungen Weimars nebeneinander, die neuesten Wahlplakate der thüringischen FDP und CDU. So, als wäre der lokale Wahlausgang schon Realität. Das ist recht mutig und zeugt von einem gesunden politischen Selbstwertgefühl, gerade in solch durchwachsenen Zeiten.
Doch was ist zu sehen? Zunächst einmal ein Haufen Montiertes. Während die FDP minimalistisch in blauen Lettern mit dem austauschbar – einfallslosen Spruch „Für Ihre Zukunft in Thüringen« auf freilich gelber Bundeslandkarte titelt, geht die CDU dann richtig zur Sache und klotzt visuell, statt zu kleckern:
„Thüringen gut gemacht« steht selbstsicher weiß auf blauem Himmelsgrund über einer mutwillig zusammen gebastelten Menschengruppe.
Und die hat es in sich: Im Zentrum blickt der Landesvater freudig lächelnd in die Zukunft, umringt von seinen Mitbürgern ‑und Bürgerinnen: Als da wäre zuerst ganz links die niedliche junge Mutti mit Baby als Garant für die Reproduktion im Land. Gleich daneben der erfahrene Ingenieur mit gelbem Bauhelm in unvermeidlicher Anspielung. Dann rechts neben Althaus ebenfalls lächelnde Vertreter/Innen anderer Berufsgruppen, die man offensichtlich erahnen sollte: Wahrscheinlich Wissenschaftler und Durchschnittsmenschen. Jetzt aber fällt der Blick auf die attraktive junge Gärtnerin. Selbst bewusst weist Ihr Antlitz in die ferne Perspektive und wird so fast Zentrum des Bildes. Beinahe stiehlt sie dem Landesvater die Show. Doch alles wird versöhnend und vor allem politisch korrekt rund, wenn der ausländischen Mitbürger dunkler Hautfarbe selbstverständlich über die Schulter der Erfolgsdame in die rosige Zukunft grinst.
Das ganze Personen ‑Gemenge selbst ist in einem derart gleichmäßigen Kunstlicht abgebildet, dass fast surreal erscheint. Und wehe dem, der sich nicht so rasch zur einen oder anderen Symbolfigur zählen kann. Das kann heikel werden, dann ist er quasi irgendwie draußen und nicht im Club der Thüringer Frohsinns ‑Protagonisten.
Fazit: Dieses Plakat strotzt vor derart bellendem Optimismus, dass es den Betrachter regelrecht einschüchtert. Noch dazu macht sich ein mittleres Deja-vu breit. Offensichtlich ist da jemand rückfällig geworden. Denn irgendwie erinnert es an Propaganda ‑Kampagnen der ehemaligen DDR, da wurden solch visuelle Archetypen auch immer gern genommen.
Und eigentlich ist das kein Wunder. Bekanntermaßen setzt sich die Thüringer CDU aus diversen CDU ‑Mitgliedern der DDR zusammen, Blockflöten genannt. Daher weht also der Wind.
Doch nichts für ungut – eine Schwalbe macht schließlich noch keinen Wahlsommer.