Willkommen im Comic
Reichlich zehn Jahre sind seit der Première von Michael Moores Dokumentarfilm „Bowling for Columbine“ vergangen. In besagtem Streifen hatte der politische Aktivist und Filmemacher mit der amerikanischen Waffenlobby abgerechnet. In seiner ganz eigenen Art.
Anlass war das Schulmassaker in Littleton im Jahr 1999. Damals hatten zwei Schüler an der Columbine Highschool zwölf Schüler, einen Lehrer und sich selbst erschossen. Vor der Tat gingen die beiden Attentäter zum Bowling. Was dem Film seinen Namen gab.
Im Film kommen verschiedenste Protagonisten zu Wort: Angehörige der Opfer und Vertreter der Waffenlobby NRA.
Moore präsentierte damals auch eine Zahlenstatistik. Sie zeigt die Todesrate von Menschen, die jährlich durch Schusswaffen getötet wurden:
Während es in Deutschland etwa 361 Tote pro Jahr waren, zählte man in den USA 11.127.
Das war der Stand des Jahres 2001. Heute sehen besagte Zahlen mit Sicherheit anders aus. Vermutlich sind sie in beiden Ländern verhältnismäßig angestiegen.
Geändert hat sich bis heute in den USA nichts. Im Gegenteil: Der Takt der Ballerei verkürzt sich. Vier Wochen nach dem Schulmassaker von Newton sind nun zwei weitere Schießereien an US-Colleges bekannt geworden. Eine im Bundesstaat Kentucky, eine andere im Bundesstaat Missouri. Verbunden mit neuen Todesopfern und Verletzten.
So ist die Angelegenheit Alltag geworden. Trotz angekündigter verschärfter Waffengesetze der Obama-Regierung.
Nun deckt sich eben ein großer Teil der Nation mit Waffen aller Coleur ein. Es wird hochgerüstet. Was sonst. Schließlich kann niemand wissen, ob der schwarze Präsident mit seiner Waffenverbots-Gesetzbarkeit durchkommt.
Und siehe, so verfällt die ehemalige Wirtschaftsmacht auch noch ins bodenlose Faustrecht des Mittelalters. Enthemmter Individualismus uramerikanischster Natur. Sei Deines eigenen Glückes Schmied.
Das ist gelebter Comic. Und obendrein eine Untertreibung. Selbst in einer graphic Novel geht es moralischer zu. Offensichtlich ist die Mehrheit der US-Bürger zu schnellen schießwütigen Brütern mutiert. Bleierne Kettenraktionen.
Michael Moore hatte vor zehn Jahren mehr als nur recht. Die Kultur der Angst hat viele neue Triebe angesetzt.