Alles Blödsinn, oder?

Das war schon ordentlich cool, als neulich ein alter Mann von 88 Jahren die Jubelfeier des ZDF zackig abkanzelte und den Ver­anstal­tern in die Suppe spuckte. So kom­pakt wie Mar­cel Reich- Ran­itzki kann das aber auch keiner. Doch er hat ja auch Zeit genug zum Üben gehabt und schon immer für einen zün­fti­gen Unter­hal­tungswert in der Glotze gesorgt.
Und nicht nur dort. Denn jetzt hat sein TV-Aus­raster offen­sichtlich auch die Wer­ber inspiri­ert und Ihnen einige prima Head­lines für neue Verkauf­skam­pag­nen zur Ankurbelung der ins Gerede gekomme­nen Mark­twirtschaft beschert. Genau im richti­gen Moment, fast wie bestellt. So wirbt nun die T‑Home- Sparte der Deutschen Telekom mit dem Szenen­foto des Kri­tik­er­pab­stes während des Tv-Eklats und titelt vielsagend:
„Bei uns findet jeder ein Fernseh­pro­gramm, das ihm gefällt“.
Laut Presse­berichten geschah das in Absprache mit dem Meister.

Aber auch ein anderes Unternehmen ließ sich nicht lumpen und bedi­ente sich: So wan­delte eine pop­uläre Bil­ligfluglinie Ran­itzkis ver­bale Medi­en­schelte ins Gegen­teil um und zitert tri­um­phierend unter wieder­holter Ver­wen­dung des bewußten Szenen­fo­tos folgendermaßen:
„Diesen Preis nehme ich an: Denn nur Ryan Air hat den Günstigsten“.

Eigentlich bräuchte man als Wer­be­tex­ter wöchentlich solche Promi-Aus­raster: Und schon sprudeln die Ideen, kein end­loses ver­bales Quälen irgendwelcher gestelzter Sätze, die nie­mand so recht ver­ste­hen will.

Und was sagt uns das? So nüt­zlich kann manch­mal eine enthemmte öffentliche Schimpfkaskade eines der let­zten Ver­fechter der Hochkulk­tur sein. Vielle­icht sollte es mehr davon geben. Aber ohne dröge Nachfolgediskussionen.
Denn wie hieß gle­ich der Titel eines deutschen Kinofilms von Hans Wein­gart­ner: „Free Rainer-Dein Fernse­her lügt!“ – Doch das wäre eine ganz andere Geschichte.