Durchsichtig
…sind wir schon seit Jahren. Allein diese nüchterne Feststellung bezüglich des gezielten Sammelns unserer Daten in Verzeichnissen und Systemen gerät sofort zur Penetranz. Da ist es nur konsequent, wenn endlich auch die kompatiblen Bilder zur Verfügung stehen. Und so gesehen hat die Entwicklung eines Ganzkörperscanners unverhältnismäßig lang auf sich warten lassen.
Freilich klingt dieses Wort irgendwie anrüchig und inkonsequent. Als würde man um den heissen Brei herumreden.
Kein Wunder, dass der Volks – pardon – der mediale Mund rasch eine griffigere Formulierung fand:
Der „Nacktscanner“ bringt die Sache auf den Punkt und soll im Check-in des Londoner Flughafens schon Anwendung finden. Er zeigt – detailreich, einem Röntgenbild ähnlich – ganze stehende menschliche Figuren mit gespreizten Beinen und erhobenen Armen.
In Deutschland lautet der richtige Fachterminus für derartige Körperscanner-Projekte freilich anders, spröde und wissenschaftlich verrätselt: »Tekzas«, »Teracam« und »Teratom« heißen diese Körperscanner ‑Projekte.
Finanziert werden sie seit 2007 aus dem Nationalen Sicherheitsprogramm der Bundesregierung und sollen auch hierzulande Verwendung finden. Und das nicht nur in Flughäfen, sondern eventuell auch an »stark besuchten Orten wie Banken, Stadien und Museen« sowie in »Regierungsgebäuden, Botschaften, Polizeistationen und Forschungszentren«.
Sinn der Sache ist selbstverständlich die Terrorprävention, so könne man jedes am oder im Körper versteckte verdächtige Waffenutensil erkennen und quasi schlimme Dinge verhindern. Da ist was dran, nichts dagegen zu sagen.
Will heißen: Lieber dreimal täglich nacktgescannt als im U–Bahnhof oder Flughafen von Plastiksprengstoff zerfetzt werden. Ein prima Totschlagsargument, im buchstäblichsten Sinne.
Freilich lässt die Bundesregierung auch die „ethischen Probleme“ eines solchen Verfahrens erforschen und überprüfen: Es gilt beispielsweise abzuwägen zwischen dem klassisch unangenehmen Gefühl des Körperabtastens und dem alles zeigendem Ganzkörperscannens. Eine schwierige Sache.
Nur Innenminister Schäuble ziert sich offensichtlich noch und lehnt erstmal die Einführung der Nacktscanner kategorisch ab. Was gerade aus seinem Mund bizarr klingt.
Aber die Zeit heilt bekanntlich nicht nur Wunden, sondern verändert auch Erkenntnisse.