Den Deja vú-Effekt…

kennt nun eigentlich fast jeder. Und erst recht beim Betra­chten von Fotos, von denen man glaubt, sie irgendwo schon ein­mal gese­hen zu haben.
So ähn­lich ver­hält es sich auch mit dem diesjähri­gen Siegerfoto des jährlich aus­gelobten „World Press Photo Award 2009“: Das zeigt die schwarzweiss-Auf­nahme eines amerikanis­chen Polizis­ten, der sich mit gezo­gener Pis­tole durch einen offen­sichtlich ver­rüm­pel­ten Raum tastet. Die Bil­dun­ter­schrift lautet sachlich:

„Der Polizist Robert Cole durch­sucht nach einer Zwangsräu­mung ein ver­lassenes Haus in Cleve­land, Ohio. Cole muss sicherge­hen, ob die Bewohner das Haus tat­säch­lich ver­lassen haben und ob keine Waf­fen zurück­ge­lassen wurden.“

In der Tat erin­nert das Bild sofort an das Szenen­foto eines düsteren Psy­chothrillers, bei dem der Show­down unmit­tel­bar bevorsteht. Die ungewöhn­lich abstrahierende schwarzweiss- Darstel­lung befördert diese Sit­u­a­tion noch und lässt ent­fernt an einige Klas­siker Alfred Hitch­cocks oder David Fincher denken. Zudem sind aktuelle Presse­fo­tos heute generell far­big und so ver­stört dieses umso mehr. Hier wurde ein bizarrer Moment auf den Punkt gebracht:

Real­ität und Fik­tion scheinen plöt­zlich eins zu sein, und das durch eine sim­ple Momen­tauf­nahme. Das ist eben kein Film­still, son­dern ein ganz real-bru­taler Moment, der auch Fra­gen nach den nicht sicht­baren Opfern stellt.

Die Begrün­dung der Entschei­dung der Jury greift freilich nicht soweit, son­dern bleibt bei den jour­nal­is­tis­chen Tat­sachen: „Die Stärke des Bildes liegt in den Gegen­sätzen“, heißt es schlicht. Doch allein das ist schon ein Fortschritt – zumal sonst immer Bilder aktueller Kriegss­chau­plätze auss­chließliche Anwärter dieses Presse­foto-Preises waren, einem Abon­nement gleich.
Fotograf Anthony Suau hat die Auf­nahme im Herbst 2008 für das „Time Mag­a­zin“ gemacht und damit ein außeror­dentlich tre­f­fendes Sinnbild der Weltwirtschaft­skrise gefunden.
Es wird im Rah­men der tur­nus­mäßig stat­tfind­en­den Wan­der­ausstel­lung des Foto­jour­nal­is­ten-Preises mit Sicher­heit auch wieder in der Goethe-Verkauf­s­ga­lerie in Jena zu sehen sein.