Nicht zu schade

…war sich selbst die Thüringer All­ge­meine, ein Foto des noch ver­let­zten Thüringer Min­is­ter­präsi­den­ten auf ihrer Titel­seite am ver­gan­genen Mon­tag  abzu­drucken. Die Bil­dun­ter­schrift lautete schlicht:

Geze­ich­net: Dieter Althaus am Woch­enende bei einem Spazier­gang in der Alt­stadt von Konstanz“.

Zu sehen ist das Gesicht eines Mannes mit blauer Base­cap, der abwe­send ins Leere blickt. Abges­pannt und müde wirken seine Augen unter dem dun­klen Schirm der Mütze. So sieht das Antlitz eines Men­schen aus, der sich nicht wehren kann. Ein ver­stören­der Moment, der den ver­let­zten Althaus spek­takulär zur Schau stellt und ihn wie einen Freigänger erscheinen lässt.

Das ist nicht mehr nur gemein, son­dern richtig brutal.
Nie­mand, aber auch nie­mand möchte so der Öffentlichkeit preis­gegeben werden.

Also sim­ple zeit­genös­sis­che visuelle Schaden­freude unter dem Etikett des medi­alen Infor­ma­tion­swet­tbe­werbes. Schließlich geht es um Per­so­nen von öffentlichem Inter­esse. Und die haben manch­mal eben außeror­dentlich schlechte Karten – willkom­men im ganz ordinären Paparazzi-Sumpf.

Geschossen hat die Auf­nahme der Thüringer All­round-Foto­jour­nal­ist Jörg Völk­er­ling – immer dabei, wenn Promis diverser Coleur oder Nobodys in spek­takulären Klem­men sind und demzu­folge rege im Geschäft.
Für die Bild-Zeitung und andere berichtet er seit Althaus Ski­un­fall aus­führlich über den Fort­gang der Ereignisse und nimmt freilich jede auch nur mögliche Foto-Chance wahr. Damit steht er nicht allein. Schließlich gibt es noch eine Menge anderer Kol­le­gen. Und es ist nur fol­gerichtig, die Althaus-Bilder  im Run­dum­schlag eben gle­ich mal allen poten­ten Nutzern zum Verkauf anzu­bi­eten. Damit hat er offen­sichtlich einen guten Schnitt gemacht.
Allerd­ings sind einige dieser Fotos seit gestern von der Web­site der Bildzeitung verschwunden.
Und auch die „Thüringer All­ge­meine“ zeigt sie nicht mehr.
Stattdessen eine Auf­nahme von vie­len Hin­terköpfen unter Regen­schir­men während der Beerdi­gung von Althaus Vater in Heili­gen­stadt infolge strik­ten Fotografierverbots.
Anonym, und sit­u­a­tions­be­d­ingt sogar aussagekräftig.

Fast eine Art Reue der Medien nach der Vor­führe der let­zten Tage. Ungewöhnlich.
Und wenn Herr Völk­er­ling nun noch sein Althaus-Foto­hono­rar der Johan­niter-Unfall­hilfe spenden würde, wäre die Welt wieder in Ord­nung. Kurzfristig