Knietief in den Jubiläen

…stecken wir im nicht mehr ganz neuen Jahr 2009. Ein bunter Strauss divers­es­ter Jahrestage erwartet uns in der­art geball­ter Menge, dass es nur so kracht – im wahrsten Sinne des Wortes.
So liefert denn auch ein kurzer Such-Par­cours durchs Inter­net die ein­schlägi­gen infla­tionären Ergeb­nisse. Nach­fol­gend einige Beispiele:
Das Deutsche Rund­funkarchiv gibt eine 144 seit­ige Broschüre her­aus, welche allein nur medi­en­rel­e­vante Jahrestage für 2009 verze­ich­net – also haupt­säch­lich solche von bekan­nten und nicht so bekan­nten Kom­pon­is­ten, Musik­ern und Literaten.
Doch bleiben wir bei den prominentesten:
Als da wären freilich vor Ort der kür­zlich noch umstrit­tene 90. Geburt­stag des Bauhauses.
Deut­lich älter ist da schon der 2000. Jahrestag der Varuss­chlacht – geschichtlich geläu­figer als Schlacht im Teu­to­burger Wald, in welcher die Ger­ma­nen dem Römis­chen Herr eine empfind­liche Nieder­lage beibrachten. Und wie bei so vie­len der­ar­ti­gen Schlachten-Jahresta­gen kön­nen sich die Besucher in einer ein­schlägiger Ausstel­lung entsprechend his­torisch kostümieren.
Eben­falls reich­lich kostümiert kommt die 1000 jährige Geschichte der Wikinger im Lan­desmu­seum Speyer daher.
Wieder vor Ort wird dem 90. Jahrestag der Weimarer Nation­alver­samm­lung gedacht – dicht gefolgt vom 250. Geburt­stag Friedrich Schillers.
An den 250. Todestag des Kom­pon­is­ten Georg Friedrich Hän­del erin­nern Konz­erte und Ver­anstal­tun­gen in Halle an der Saale.
In diesem Jahr wird der Magde­burger Dom 800 Jahre alt, die friedliche Rev­o­lu­tion in der DDR mit dem kom­pat­i­blen Fall der Berliner Mauer jährt sich zum 20. male.
Abschließend noch einige promi­nente Per­so­nen mit run­den Todestagen:
Am 9. April ist Architekt Frank Lloyd Wright 50 Jahre tot, ebenso wie Boris Vian am 23. Juni und Alfred Kubin am 20. August.
Im Jahre 2009 wür­den fol­gende Per­sön­lichkeiten 100 Jahre alt:
Der Komiker Heinz Erhardt am 20. Feb­ruar, der Kun­sthis­toriker Ernst Gom­brich am 30. März, der Jazzmusiker Benny Good­man am 30.Mai, der öster­re­ichis­che Vor­denker der Mikroökonomie („small is beau­ti­ful“) Leopold Kohr am 5. Okto­ber und einer der Väter des absur­den The­aters, Eugene Ionesco am 26. Novem­ber. 200 Jahre alt würde der Kom­pon­ist Felix Mendelssohn-Bartholdy. Ebenso Charles Dar­win, der Begrün­der der mod­er­nen Evolutionstheorie.

Und was sagt uns das?
Offen­sichtlich vergeht dieses Jahr kein einziger Tag ohne irgen­dein run­des Jubiläum, dessen man nicht gedenken müßte.

Ein wahres Paradies für Stre­ber, Geschichts­be­flis­sene oder solche, die ihr All­ge­mein­wis­sen ganz sim­pel auf­frischen wollen.