Einmal Politstar, immer Politstar

Im Jahre 2008 kreierte die Jugendzeitschrift „BRAVO“ ein Novum. Genau genom­men sogar zwei:

Erst­mals in Ihrer Geschichte wurde das Kon­ter­fei eines Poli­tik­ers im Heft abge­druckt. Auf dem ausklapp­baren Innen­poster schaute der frisch gewählte US-Präsi­dent Barack Obama opti­mistisch in die Ferne. In klas­sis­cher Pop-Art-Mainier schim­merte sein Antlitz blau-rot, den Far­ben der US-Flagge.

So war auch die neue Spezies des Polit-Pop­stars geboren. Das zweite Novum.

Nun kon­nten sich die Tee­nies den coolen schwarzen US – Präsi­den­ten neben Rihanna & Co an ihre Zim­mer­wände pin­nen. Toll sah er aus. Eher wie ein Soul-Sänger denn Politiker.

Die Idee zum Poster kam indess nicht nur von der Bravo – Redak­tion selbst. Son­dern auch direkt von den Jugendlichen: „Macht doch mal was zu Obama, ein Poster!“ soll damals in vie­len Leser­briefen ges­tanden haben. Freilich wurde der Vorschlag dann von der Redak­tion umge­setzt. Let­ztlich ent­stand er aus „…den Bildern der Begeis­terung“, wie es damals hieß. Und weiter: „Obama ist ein Jahrhun­dert­typ, der die Men­schen bewegt wie sonst keiner. Und er ist cool: ein Mann, der zwis­chen den Wahlkampfver­anstal­tun­gen Bas­ket­ball spielt, der in Chucks, mit Base­ball­cap und Son­nen­brille rum­läuft und einen iPod in der Hand hält.“

Na prima. Wenn denn zum Regieren weiter nichts gehört, ist das ja leicht gemacht. Geheiligt sei der schöne Schein.

Ein neuer Typ des Polit-Mes­sias. Der dann auch noch naht­los zum Nobel­preisträger durchgewunken wurde.

So zog im Jan­uar 2009 ein Schwarzer ins Weiße Haus – selbst das klang damals wie der Beginn eines unfrei­willi­gen Witzes, den eine weiße Wäh­lerin der Repub­likaner während des Wahlkampfes riss: „Wo kämen wir denn hin, wenn ein Schwarzer ins Weisse Haus ziehen würde? Dann müsste es wom­öglich „Schwarzes Haus“ heißen. Unmöglich!“

„Yes we can!“, lautete damals die süff­isante Antwort des Hoffnungsträgers.
„Four more years“ heißt es heute ernüchternd nach dem erneuten Wahlsieg des Polit­stars. Mit ziem­licher Sicher­heit wird die „Bravo“ nun auf ein erneutes Obama-Poster verzichten. Wär ja auch langweilig.

Und außer­dem würde es den Präsi­den­ten wohl iro­nis­cher­weise mit einem blauen Auge zeigen müssen.
Immer noch mit aus­geze­ich­neter Soul-Stimme. Wenn er denn mal singt. Aber das ist nicht sein Job.