Eva gehört zu uns!

Am späten Nach­mit­tag des 07. Feb­ruar 2016 wurde August Rodins berühmte Bronzeplas­tik „Eva“ von ihrem Sockel gestoßen. 104 Jahre lang stand sie im Foyer des Haupt­ge­bäudes der heuti­gen Bauhaus – Uni­ver­sität. Sie ist nackt, ihre Arme ver­schränken sich neben dem Kopf, als ob sie sich vor unbekan­nten Mächten schützte. Eine sinnliche und zugle­ich beun­ruhi­gende Geste. Sie war ein Ele­ment der soge­nan­nten „Höl­lenpforte“, die der Kün­stler ursprünglich für das Pariser „Musée des Arts Déco­rat­ifs“ geschaf­fen hatte. Im Jahre 1912 wurde sie im ger­ade vol­len­de­ten Haupt­ge­bäude der Weimarer Kun­sthochschule aufgestellt. August Rodin hatte bekan­ntlich keinen guten Ruf in großen Teilen des Kul­tur­bürg­er­tums der Stadt Weimar. Das nahm Anstoß an seinen ero­tis­chen Plas­tiken und Zeichnungen.
Jahre zuvor waren sie in einer spek­takulären Ausstel­lung gezeigt wor­den. So forderte der dama­lige Rek­tor der Kun­stschule Fritz Mack­ensen im Jahre 1916, das Kunst­werks dieses „Schmähers“ aus dem Foyer zu ent­fer­nen. Und im Umfeld des ersten Weltkriegs ver­schwand sie für kurze Zeit von ihrem Sockel. Frankre­ich war der Erzfeind.
Seit etwa 1919 stand sie wieder am alten Platz und ver­leiht dem welt­berühmten Trep­pen­haus seine unver­wech­sel­bare Aura. Selbst den zweiten Weltkrieg hat sie unbeschadet überstanden.

Und nun das. Tage später war auf der virtuellen Pin­nwand der hiesi­gen UNI ein Polizeifoto der umgestoße­nen Bronzeplas­tik „Eva“ zu sehen: Wie ein gefal­l­ener schwarzer Engel lag sie auf dem Boden. Ihr Kopf mit den ver­schlun­genen Armen ver­schwand fast unter der Treppe. Bru­tal sah das aus und zum Steinerweichen.

Da muss jemand außeror­dentliche Wut gehabt haben. Oder zün­ftig auf Droge gewe­sen sein. Let­zteres sollte sich acht Monate später als wahr erweisen. Im Okto­ber 2016 wurde der Täter gefasst. Der 40 – Jährige Weimarer hatte die Skulp­tur in der­ar­tigem Dro­gen­rausch umgestoßen, dass er sich nur noch vage an seine Tat erin­nern konnte.

Die stark beschädigte Skulp­tur befindet sich noch immer in Restau­rierung. Deshalb steht bis heute eine Miniatur der Eva auf einem Blu­men­topf im Foyer der UNI. Let­ztere hat freilich längst eine Spendenkam­pagne gestartet.
„Eva gehört zu uns!“ nennt sich die Aktion und fordert auf der Web­seite auf, Fotos und Geschichten zum Ort einzusenden. Per­sön­liche Gene­sungswün­sche an die Dame inbe­grif­fen. Und seit Dezem­ber 2017 kann man den „EVA – Pin« im Bauhaus-Ate­lier als Spende erwer­ben. In vier ver­schiede­nen Größen.
Sowas ist dann wohl ein wun­der­bares Beispiel für das Prinzip Hoff­nung. Es kann nur besser werden.