Gruppenbild mit Masken

1984, der Elfer­rat der Hochschule für Architek­tur und Bauwe­sen Weimar

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1985, die Band O.T.Z.E. während des Mensafaschings

 

 

 

 

 

 

 

 

Weimar, im Jan­uar 1984. Elf Mitarbeiter/innen und Stu­den­ten­vertreter der „Hochschule für Architek­tur und Bauwe­sen“ ver­sam­meln sich im Foyer der „Mensa am Park“ zum Gruppenfoto.
Sie bilden das soge­nan­nte „Faschingskomi­tee“ der Hochschule. Jenes organ­isiert alljährlich den „Men­safasching“. Heute besser als „Elfer­rat“ bekannt. Passend dazu lassen sich alle mit weißen Gesichts­masken fotografieren.
Ein paar Tage später druckte die Hochschulzeitung „Kon­struk­tiv“ das Bild ab. Unter­ti­tel: „Der kom­mende Fasching wirft seine Masken voraus, wie uns das Faschingskomi­tee beim Masken­train­ing beweist.“

Freilich gehörte zu jenen Aktiv­itäten die Ein­ladung von Bands zur musikalis­chen Bespaßung. Und selb­stver­ständlich durften nur jene mit Spiel­er­laub­nis verpflichtet wer­den. Das allerd­ings nahm besagter Rat nicht ganz so genau und den Fasching auch in organ­isatorischer Hin­sicht wörtlich.

So wur­den zwei Weimarer Punkbands zur Party ein­ge­laden. Die eine trug den viel­sagen­den Namen­skürzel “O.T.Z.E.“ und war sogar im Besitz erwäh­n­ter Spiel­er­laub­nis. „O.T.Z.E.“ bedeutete nichts anderes als „ordentlich, treu, zuver­läs­sig, ehrlich.«. Ironie in rein­ster Form. Dazu sollte sich noch sich die befre­un­dete Band „Der Rest“ gesellen.

Im Feb­ruar 1985 war es dann soweit. Im Foyer der Mensa tum­melten sich kostümierte Stu­den­ten und örtliche Faschingsjecken. Allerd­ings muss wohl eini­gen das Tanzbein bisweilen etwas erstarrt sein.
Denn im Pub­likum befan­den sich offen­sichtlich mehr unmask­ierte Fans besagter Bands denn Karnevalsjecken.
Das fiel zwar erst im zweiten Moment auf. Die Musik allerd­ings nicht.

Denn der Sänger der Band „O.T.Z.E.“ buch­sta­bierte in brül­len­der Punk – Manier das „ABC“ in End­loss­chleife durch.
Danach wur­den sämtliche Bushal­testellen der örtlichen „Linie Eins“ auf monot­o­nem Klangtep­pich pathetisch durchge­sun­gen. Anschließend gab „Der Rest“ den stu­den­tis­chen Faschingsjecken buch­stäblich den schw­er­müti­gen punkmusikalis­chen Rest. Das hatte gesessen.
Zwar tat das der Stim­mung keinen Abbruch.

Aber das böse Erwachen kam freilich nach den när­rischen Tagen.
Denn mit sofor­tiger Wirkung wurde der Elfer­rat von der Hochschulleitung aufgelöst. Und musste Kri­tik und Selb­stkri­tik üben. Der Grund: Er hatte Musiker mit Aus­reiseantrag in die BRD zu einer sozial­is­tis­chen Ver­anstal­tung engagiert.

So hatte die Sub­kul­tur des kleinen Nests an der Ilm den Stu­den­ten­fasching 1985 aufgemischt.
Jener Abend ist längst in die jün­gere Stadt­geschichte Weimars eingegangen.

Und die wird nun Dank des Kunsfests wieder lebendig.

Denn „Weimars andere Bands“ jener Zeit spie­len erneut zum Konz­ert auf. Auch „O.T.Z.E.“ – zum ersten Mal nach 32 Jahren. Des weit­eren: „Die Gal­gen­vögel“, „Mad­mans“, „Die Küchen­s­pi­one“, „Timur und sein Trupp“, „Par­ti­san“
und die „Roten Nelken“.
Titel der Ver­anstal­tung: „Wir sind der ent­fes­selte Durch­schnitt“. Man darf ges­pannt sein.
Ter­min: Don­ner­stag, 31. August, 20.00 Uhr, altes Schlachthof – Gebäude.