Hinter den Kulissen…

befan­den wir uns sprich­wörtlich am 05. April am Sta­dion­vor­platz in Weimar: Da stand also nun der Haufen von NPD-Lem­min­gen und wartete geduldig auf die näch­sten Anweisun­gen seines Anführers: Die genehmigte Strecke sei nicht frei, man ver­han­dle mit der Polizei über eine Alter­na­tiv-Route und so weiter. Während­dessen ver­schwan­den wet­terbe­d­ingt Bier­tis­che und Bratwurstrost im Trans­porter, schließlich sollte es ja bald los­ge­hen mit der Demon­stri­er­erei. Zeit genung, sich die NPD-Proban­den etwas genauer zu betrachten:Und man sehe und staune: Alle Kam­er­aden hat­ten offen­bar Ihre Hausauf­gaben erledigt und sich strikt an die Aufla­gen gehal­ten, welche auf der Web­site der NPD nachzule­sen waren: Eine bizarre End­los-Liste drakonis­cher Aufzäh­lun­gen lis­tete minu­tiös sämtliche ver­fas­sungs­feindlichen Out­fits auf, welche Gründe zur Auflö­sung der Demo liefern kön­nten. Selbst ein Gericht for­muliert nicht halb so gründlich die Bewährungsaufla­gen seiner Verurteil­ten. So fehlten am 05.April alle szene­typ­is­chen Out­fis wie Bomber­jacken oder Kapuzen­shirts mit ein­schlägi­gen aufge­druck­ten Labels – genauso wie die berüchtigten Springer­stiefel mit oder ohne Stahlkap­pen. Und demzu­folge sahen die Kam­er­aden dann der­art stino aus, das sie glatt auf der Gegen­seite durchge­gan­gen wären. Da bekommt man eher Angst vor den ver­mummten Kol­le­gen des linken schwarzen Blocks. Auch waren die mit­ge­führten Losun­gen der­art ver­meintlich sozialkri­tisch, daß man das Gefühl hatte, die NPD sei schon längst vom rechten über den linken Rand in der poli­tisch- alltäglichen Mitte ange­langt. „Kita-Plätze statt Gesin­nung­shetze“ war beispiel­sweise auf einem Transpa zu lesen – nicht dumm, darauf muß man erst­mal kom­men. Selbst der Red­ner der Demo ließ sämtliche üblichen Hetz-Klis­chees aus, bezog sich schein­heilig auf das klas­sis­che Bil­dungspo­ten­tial des Ortes und nutzte für seine Rhetorik geschickt die Ver­nach­läs­si­gun­gen der Thüringis­chen Lan­desregierung im sozialen Kinder,- Jugend und Bil­dungs­bere­ich. Und, ganz neben­bei – sobald die Polizei die Demo filmte, wurde auch von den NPD-Jung­filmern prompt zurück­ge­filmt und fotografiert. Fazit: Die Mär von den tum­ben NPD-Dumm­lin­gen ist mehr als Schnee von gestern, einige geistige Anführer haben Ihre Hausauf­gaben ausseror­dentlich gut gemacht und sind schon längst dabei, die klas­siche schweigende Mehrheit zu aquiri­eren. Noch nie war die NPD von einem Ver­bot soweit ent­fernt wie heute. Da wer­den Sitzblock­aden und bürg­er­liche Zivil­courage auf Dauer wohl nicht aus­re­ichen. Notwendig ist die tätige Chuzpe vieler Poli­tiker, abseits von beschwören­den Lip­pen­beken­nt­nis­sen. Und das ist kein Stammtischgeschwätz.