Im Mondschein

..heißt eine Ausstel­lung des Leipziger Fotografen Eras­mus Schröter, welche ab kom­menden Son­ntag in Köln zu sehen sein wird. Sie zeigt auss­chließlich schwarzweiß –Fotografien aus den frühen 1980 iger Jahren der ehe­ma­li­gen DDR.

Das ist nichts ungewöhn­liches angesichts des 20.Jahrestags des Mauer­falles. Den nutzen schließlich viele ehe­ma­lige Pro­tag­o­nis­ten zur Selb­st­darstel­lung. Und noch dazu, wenn es sich um sim­ple All­t­agssi­t­u­a­tio­nen handelt.

Infla­tionär schiessen uns Rückbesin­nungs –Foto­shows unter­schiedlich­ster Coleur ins Gesicht. Und meist kom­men sie als gehar­nischter Foto­jour­nal­is­mus daher, welcher dann gle­ich mal eben zur Kunst hochstil­isiert wird.

Doch hier ver­hält es sich anders. Man blickt in das Antlitz von Per­so­nen, die eigen­tüm­lich entrückt wirken. Und das nicht nur ob der Zeitspanne.

Der Fotograf hat sämtliche Bilder mit­tels Infrarot-Schwarzblitz aufgenom­men. So was gab es damals auch schon. Freilich mußte man diese Tech­nik erst­mal ken­nen und noch dazu selbst zusam­men bauen. Aber das war sim­pel und ging wie folgt: Ein Infrarot­fil­ter wurde vor ein kleines Blitzgerät an der Kam­era gek­lebt, im Fotoap­pa­rat befand sich Infrarot – Film als Aufnahmematerial.

Und for­tan nah­men die so aufgenomme­nen Per­so­nen den Fotografen nicht mehr ernst – offen­sichtlich funk­tion­ierte ja sein Blitzgerät nicht mal richtig und es wurde sowieso nix.

Das war außeror­dentlich durchtrieben und wirkte wie ein visueller psy­chol­o­gis­cher Schutzschild. Denn schnell war die Anwe­sen­heit des Fotografen vergessen und er selbst Teil der grauen Masse. 

Her­aus­gekom­men ist eine Art fotografisch-realer Sur­re­al­is­mus, der Sit­u­a­tio­nen einer einge­frorene­nen Zeit irri­tierend kon­servierte. Die Fig­uren ste­hen wie einge­meißelt in Ihrer Umge­bung, sei es in einem Vergnü­gungspark, an einer Bushal­testelle oder schlicht in der Land­schaft. Beson­ders bizarr wurde es, als mask­ierte Per­so­nen oder gar Tiere ins Bild kamen. Etwa dann, wenn diverse His­to­rien –Freaks die Völk­er­schlacht bei Leipzig nach­stell­ten. Oder gar Tiere, wie der Titel eines Bildes ver­rät: “Ein Lama soll in einen Ball­saal geführt wer­den”: Links im Bild sieht man besagtes Lama mit seiner Pflegerin, rechts steht ein Mann im weißen Kit­tel und schaut auf die beiden.

So entste­hen Iko­nen einer in der Tat ange­hal­te­nen Zeit. Und die wird man so schnell nicht vergessen.

Die Ausstel­lung ist vom 25.10. Okto­ber bis 27. Novem­ber 2009 in der Köl­ner Galerie »Binz & Krämer« zu sehen.
Kom­pat­i­bel erscheint das gle­ich­namige Buch „Im Mond­schein – Fotografien aus der DDR“, her­aus­gegeben vom Ver­lag für mod­erne Kunst