Im Traum

In welch dynamis­cher Zeit wir leben, muss nicht immer neu betont wer­den. Eben­sowenig das Gebaren der Wer­bein­dus­trie im zeit­genös­sis­chen Aufmerksamkeitswettbewerb.
Vom Promi bis zum Nobody wird alles visuell benutzerdefiniert verhackstückt.
Auch das prod­uct place­ment in Spielfil­men ist zum Klas­siker geworden.
Was mit beiläu­fi­gen Pro­dukt – Ein­blendun­gen in James Bond – Fil­men begann, hat längst eine weit­ere Ebene erreicht:
In Kino – Komö­dien wie „Was Frauen wollen“ oder „Vic­tor Vogel: Com­mer­cial Man“ wurde die Marke ganz selb­stver­ständlich Haupt­ge­gen­stand der Handlung.
So grü­beln in ersterem Helen Hunt und Mel Gib­son erfol­gre­ich über eine Wer­bekam­pagne der Firma Nike, die es wirk­lich gegeben hat.
In „Com­mer­cial Man“ klaut Vic­tor Vogel die Idee seiner Fre­undin für eine Wer­bekam­pagne der Firma Opel – in der realen Welt war besagte Idee ein Pro­jekt des deutschen Kün­stlers Chris­t­ian Jankowski.
In „Cast away“ gerät Tom Hanks durch einen Flugzeu­gab­sturz für einige Jahre auf eine unbe­wohnte Insel. In Ausübung seines Jobs als lei­t­en­der Angestell­ter des Trans­portun­ternehmens „FEDEX“.
Die Reihe lässt sich fort­set­zen. Und warum auch nicht. Eigentlich ist das nur kon­se­quent und alle­mal ehrlicher als verklemmtes Schwadronieren um den heißen Wer­be­brei einer Markenfirma.
So wird denn fol­gerichtig vor der Ausstrahlung eines Films im TV der Hin­weis „Enthält Pro­duk­t­plazierung“ eingeblendet.
Ähn­lich dem auf Lebens­mit­tel – und anderen Produktverpackungen.
Wie sich das auf uns Ver­braucher auswirken kann, erlebte ich an mir selbst:
Im Traum lag ich im Kranken­haus. Seit Tagen unter­suchten mich die Ärzte und kon­nten nichts finden. Es sei wohl ein Virus in meinem Kör­per. Den müssten sie lokalisieren um ihn zu bekämpfen. Endlich war es soweit.
Zur Vis­ite kamen drei Ärzte mit stolzen Gesichtern. Der Virus war gefun­den und auch medi­zinisch zu neutralisieren.
Ich war erle­ichtert. Man ließ mich auf das Blatt mit den Unter­suchungsergeb­nis­sen und der weit­eren Behand­lung schauen.
Ich las eine Menge schwer ver­ständlicher wis­senschaftlicher Formulierungen.
Als ich das Blatt wen­dete, war auf der Rück­seite flächen­deck­end eine Anzeige des Lebens­mit­telkonz­erns Nestlé abgedruckt.
Auf meinen irri­tierten Blick hin klärte mich einer der Ärzte auf:
„Seien sie dieser Firma dankbar. Sonst kön­nten wir unsere Medi­z­in­tech­nik schon längst nicht mehr bezahlen. Und Ihre Behand­lung auch nicht.“
Da erwachte ich.