Juryfrei…
…und nichts dabei! Diesen Ruf haben in der Regel Gruppenausstellungen zeitgenössischer Kunst, welche ohne spezielle Vorauswahl oder personengebundene Einladung installiert werden. Beliebiger Misch-Masch sagen die einen, basisdemokratische freie Kunst die anderen Künstler und Rezipienten. Doch bekanntermaßen ist Kunst halt nicht messbar und deren Auswahlverfahren enthemmt subjektiv.
Drastisch ausgedrückt heißt das: Die Kunst-Platzhirsche sind Programm und Message. Und wer nicht gerade im Mainstream des internationlen Kunstmarkts schwimmt, existiert nicht wirklich. Aua.
Diesen Binsenweisheiten will nun eine Ausstellung mit internationaler zeitgenössischer Kunst ausgerechnet in Weimar entgegenwirken. Und dazu hat sie alle Chancen. Denn die Zeiten haben sich geändert.
Nach einem Aufruf im Internet beteiligen sich nun über 200 Künstler mit ihren Arbeiten aus allen Bereichen.
Trotzdem existiert bei aller Juryfreiheit eine thematische Eingrenzung: „Lust 2010“ heißt der kleinste gemeinsame Nenner. Was schließlich der Ursprung aller Kunst ist. So die Veranstalter. Die stammen allesamt aus Weimar und haben die Sache auf Nonprofit ‑Basis organisiert. Also klassische Selbstausbeutung. Gnadenlose Nutzung des eigenen Know-Hows. Das wollen sich allen Ernstes die Kuratorinnen Ulrike Pennewitz und Bettina Preiß vom Verlag der Geisteswissenschaften antun.
Und es kommt noch dicker: Unter dem Label „Bazonnale“ sollen zukünftig weitere ähnliche themenbezogene Gruppenausstellungen folgen. Das ist mutig.
Schirmherr des Projekts ist übrigens auch kein Unbekannter: Der Wuppertaler Kunstvermittler Bazon Brock. Daher weht also der Wind. Im Jahre 1999 stand er schon einmal Pate für die extrem umstrittene Schau „Aufstieg und Fall der Moderne“ im heutigen Atrium-Gebäude in Weimar. Die hatte bekanntlich einen riesigen Medienhype ausgelöst.
Die Ausstellung „Bazonnale Lust 2010“ wird am 07. Mai um 20.00 Uhr in der örtlichen Viehauktionshalle eröffnet. Ein ungewöhnlicher Ort. Ganz dem Projekt verpflichtet.