Klick mich!
Sechs Monate sind nach der Wutrede des Musikers und Komponisten Sven Regener ins Land gegangen. In einem Interview mit dem Moderator des Radiomagazins „Zündfunk“ hatte er damals auch gegen die Selbstbedienungsmenthalität der Piratenpartei im Umgang mit Urherberrechten im Internet polemisiert. Von wegen freie Nutzung für alle.
Da sei bei den Piraten aber ganz schnell Schluss, wenn berufliche Software-Entwicklungen einiger Parteimitglieder kopiert und frei zum Download ins Netz gestellt werden.
Wie recht er damit hatte, lässt sich nun minutiös im Lager besagter Partei nachvollziehen:
Denn das Buch der Piraten-Spitzenpolitikerin Julia Schramm wird ausschließlich kommerziell vermarktet. Vertragsgemäß mit deren Verlag. Ganz klassisch, uncool eigentlich. „Klick mich – Bekenntnisse einer Internet-Exhibitionistin“ heißt es schlicht.
Und das hat jemand offensichtlich sehr wörtlich genommen und das Buch als Gratiskopie ins Netz gestellt. Freier Content im Internet heißt schließlich die bekannte Piraten – Parole.
Selbstverständlich wurde die Gratiskopie daraufhin sofort vom Verlag gesperrt. Denn das Werk ist kopiergeschützt. Laut ordinärer Vertragsklausel mit der Autorin.
Geld stinkt halt nicht. Das weiß auch der Vorstand der Piratenpartei und stellt sich vor seine Politikerin. Indem er ihr persönlich die Verantwortung zuweist. Außerdem hätte sie alles rechtzeitig kommuniziert und so weiter. Zudem seien geschäftliche Privatangelegenheiten nicht Sache der Partei.
Die ist nun endgültig in der Ebene angekommen und durchlebt den Katzenjammer eigener verschwurbelter Ansagen.
Zumal Julia Schramm nicht die einzige Piratin bleiben wird, die eine klassische Buchpublikation herausbringt. Zwei weitere Piraten-Promis planen ähnliches: Die ehemalige Frontfrau Marina Weisband und ausgerechnet der Berliner Netzaktivist Stefan Urban. Selbstverständlich werden sie den Hergang auch rechtzeitig transparent kommunizieren.
Fragt sich, was es da überhaupt noch zu kommunizieren gibt. Das meiste wird sowieso schon im Netz stehen. Liquid Democracy eben.
Na Prost Mahlzeit. Da wird nicht mehr viel zu machen sein. Denn eigentlich ist der angerichtete Imageschaden mehr als irreparabel.
Schiff ahoi.